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Raumfahrt
Deutscher Astronaut Maurer im Weltraum

Matthias Maurer
Eine SpaceX Falcon 9-Rakete mit der Crew Dragon-Kapsel hebt von der Startrampe 39A im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida, ab. Foto: John Raoux/AP/dpa
Matthias Maurer ISS
Erstmals seit drei Jahren ist mit Matthias Maurer wieder ein deutscher Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Foto: John Raoux/AP/dpa
Matthias Maurer
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer winkt, als er vor der Fahrt zur Startrampe 39-A im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida, in ein Auto steigt. Foto: John Raoux/AP/dpa
Endlich! Mehrfach war der Raumflug verschoben worden - jetzt ist mit Matthias Maurer zum ersten Mal seit drei Jahren wieder ein deutscher Astronaut zur Forschungsstation ISS gestartet.

Cape Canaveral (dpa) - Mit einem nächtlichen «Bilderbuch-Start» ist Astronaut Matthias Maurer zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen und nun der zwölfte Deutsche im All.

Nach mehreren Verschiebungen flog der 51 Jahre alte Saarländer am Donnerstag zusammen mit drei Kollegen von der US-Raumfahrtagentur Nasa an Bord einer «Crew Dragon»-Kapsel zum Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde. Damit ist erstmals seit drei Jahren wieder ein Deutscher im Weltraum.

Regenschauer hatten am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral zunächst noch Sorge bereitet, verzogen sich aber. «Aus meiner Sicht war das ein toller Start», sagte Maurers Kollege Alexander Gerst, der 2018 als zuvor letzter Deutscher auf der ISS war, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben natürlich alle mitgefiebert bei den vielen Verzögerungen», sagte der Astronaut der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Er habe mit Maurer aber in den vergangenen Tagen «immer wieder Kontakt» gehabt und die Crew sei «entspannt» geblieben. Auch Nasa-Manager Steve Stich sprach von einem «perfekten Start».

Vierter Deutscher auf der ISS

Nach rund 22 Stunden Flug sollten Maurer sowie Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron am Freitag an der ISS andocken. Maurer ist der vierte Deutsche dort - und der erste, der in einem «Crew Dragon» des Privatunternehmens SpaceX von Elon Musk flog. Kurz vor dem Start der Kapsel «Endurance» (Ausdauer) hatte sich der Esa-Astronaut via Twitter von der Erde verabschiedet: «Die nächsten Updates kommen aus dem Orbit!»

Esa-Chef Josef Aschbacher lobte Maurer. «Er ist ein ganz toller Kerl. Er hat eine super Ausbildung, aber auch sehr viele Qualitäten, die ein Astronaut einfach braucht», sagte der Österreicher in Paris. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gab Maurer gute Wünsche mit auf den Weg. «Ich freue mich sehr für Matthias, dass es jetzt losgeht, denn er hat 13 Jahre auf diesen Flug hingearbeitet», sagte Walther Pelzer, Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.

Mit Pioniergeist, Zielstrebigkeit und Willenskraft

Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek, sagte, die Reise mit einer Privatfirma weise in die Zukunft der Raumfahrt. «Nämlich Wettbewerb und private Finanzierung statt Ausschreibung von Entwicklungsaufträgen.» Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte, das Land sei stolz auf den Erfolg von Maurer, «der es mit Pioniergeist, Zielstrebigkeit und Willenskraft jetzt buchstäblich bis ganz nach oben geschafft hat».

Der Astronaut mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ist nach Nasa-Zählart der 600. Mensch im All. Maurer soll auf seiner Mission namens «Cosmic Kiss» etwa sechs Monate lang Experimente in der Schwerelosigkeit durchführen und auch einen Außeneinsatz absolvieren. Er ließ nach seiner Bewerbung mehr als 8000 Kandidaten hinter sich.

Maurer, in einem modernen schwarz-weißen Raumanzug mit Deutschland-Fahne am Oberarm, war als Letzter in die moderne Kapsel gestiegen. Zuvor hatte er sich am Fuß der Trägerrakete von Freunden und Bekannten verabschiedet. Er reckte beide Daumen in die Höhe, versandte Luftküsse und formte mit den Händen ein Herz. Beim Nachtstart tauchten die Triebwerke der «Falcon 9»-Rakete den Weltraumbahnhof im US-Bundesstaat Florida in gleißendes Licht.

Stoff-Schildkröte auch dabei

Als «fünften Passagier» nahm die Crew eine Stoff-Schildkröte als Maskottchen mit an Bord, die kurz nach dem Start zu schweben begann - und so den Beginn der Schwerelosigkeit anzeigte. Chari und Barron gehören einer Astronauten-Auswahlgruppe der Nasa an, die liebevoll als «Schildkröten» bekannt ist. Der sogenannte Zero-G-Indicator hat Tradition: ein Dinosaurier oder auch die deutsche Fernseh-Maus waren in der Geschichte der Raumfahrt bereits mit ins All gereist.

Der ursprünglich für Ende Oktober geplante Flug war mehrfach verschoben worden - erst wegen schlechter Wetterbedingungen, dann wegen eines «kleineren medizinischen Problems» bei einem nicht näher bezeichneten Crew-Mitglied. Schließlich musste erst eine andere Crew von der ISS zurückgeholt werden. «Es waren zwei sehr aufregende Wochen, und wir haben herausgefunden, was wir für ein vielseitiges, wachsames und großartiges Team haben», sagte Nasa-Managerin Kathy Lueders. Es handelt sich um den dritten Astronauten-Transport zur ISS mit einem Raumschiff von SpaceX, davor hatte es zudem einen erfolgreichen bemannten Test mit einem «Crew Dragon» gegeben.

Auf der ISS leisten derzeit zwei Russen und ein US-Amerikaner Dienst. Im Anschluss an Maurer soll 2022 die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti zum fliegenden Labor reisen. Damit wären erstmals drei Esa-Astronauten nacheinander auf dem Koloss im Kosmos.

© dpa-infocom, dpa:211111-99-949243/11

Matthias Maurer bei der Esa