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Krieg gegen die Ukraine
Kadyrow-Anhänger getötet - Tschetschenenführer in Rage

Ramsan Kadyrow
Droht ukrainischen Städten mit Auslöschung: Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow. Foto: AP
Wladimir Putin
Tschetschenenführer Kadyrow tat sich bisher als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervor - jetzt übt er Kritik an Putins Strategie in der Ukraine. Foto: Gavriil Grigorov
Die Ukraine will in Cherson Dutzende «feindliche Soldaten» getroffen haben. Berichten zufolge geht es um Soldaten von Tschetschenenführer Kadyrow. Der hatte schon vorher über Moskaus Schwäche gewütet.

Cherson (dpa) Im von Russland besetzten Gebiet Cherson sind nach ukrainischen Angaben mehr als 100 Soldaten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien von der Artillerie getroffen worden. «Durch präzise Artillerieschläge der Verteidigungskräfte sind in der Ortschaft Kajiry im Gebiet Cherson 30 Okkupanten vernichtet worden und mehr als 100 feindliche Soldaten unter den Trümmern geblieben», teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit.

Mehreren übereinstimmenden Berichte zufolge sollen Soldaten von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow getroffen worden sein. Unabhängig konnten die Angaben nicht überprüft werden.

So erklärte der ukrainische Militärgouverneurs der Region Cherson, Serhij Chlan, dass die tschetschenische Einheit nach ihrem Abzug aus der Stadt Cherson über den Fluss Dnipro in der Schule einer Ortschaft am anderen Flussufer stationiert worden sei. Die Männer hätten ihren Aufenthaltsort durch Fotos in sozialen Netzwerken selbst verraten. «Unsere Streitkräfte mussten nur noch draufhalten», sagte Chlan. Er berichtete von mehr als 40 Toten und 60 Verschütteten.

Der oppositionelle tschetschenische Telegram-Kanal 1Adat behauptete, dass der in einer Schule untergebrachte Stab eines Kadyrow-Regiments beschossen worden sei und bezifferte die Zahl der Todesopfer auf um die 100.

Kadyrow Richtung Westen: «Wir werden sie vernichten»

Der berüchtigte tschetschenische Machthaber äußerte sich nicht zu dem Vorfall selbst, allerdings machte Kadyrow in den sozialen Netzwerken seinem Unmut über das angeblich zu weiche Vorgehen Russlands in der Ukraine Luft.

Es sei bereits das Kriegsrecht in Grenzregionen zur Ukraine verhängt worden, sagte Kadyrow. «Aber sie schießen weiter auf friedliche Bürger und zivile Objekte.» Russlands Antwort darauf sei «schwach», bemängelte Kadyrow. Er forderte als Vergeltung die Auslöschung von ukrainischen Städten, «damit wir den fernen Horizont sehen können».

Den USA, der EU und der Nato warf Kadyrow wegen der Waffenlieferungen an Kiew «einseitigen Verrat» vor. Mit einem «kalten Wirtschaftskrieg» versuche der Westen seit Jahren Russland auszuhungern. «Das hat hat nicht geklappt». Jetzt wolle der Westen Russland auf die Knie zwingen und versklaven, so Kadyrow. «Wir werden sie vernichten, wieviele sie auch sind und wieviele Truppen und Technik sie auch schicken», sagte er.

Kadyrow, der für seinen brutalen Führungsstil in Tschetschenien im Nordkaukasus bekannt ist, hat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervorgetan und eigene Truppen in der Ukraine geschickt.

Der Sekretär des ukrainischen nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, riet Kadyrow derweil, sich aus der Ukraine zurückzuziehen, solange dies noch möglich sei und für die Unabhängigkeit Tschetscheniens zu kämpfen. Ansonsten würden die Russen «zurückkommen und tschetschenische Frauen und Kinder töten», behauptete Danilow auf Twitter.

© dpa-infocom, dpa:221026-99-264327/3