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Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Ukraine-Krieg
Ein nach den Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften zerstörtes Hochschul-Gebäude in der kürzlich zurückeroberten Stadt Arhanhelske. Foto: Evgeniy Maloletka
Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine. Foto: Ukrainian Presidential Press Off
Ukraine-Krieg
Soldaten und Ordnungskräfte untersuchen in Nowosofiwka den Ort eines Raketenangriffs. Foto: Ukrinform
Der ukrainische Präsident Selenskyj zeigt stolz auf seine Truppen. Die Drohnenangriffe auf russisches Gebiet gehen weiter. London sieht darin ein großes Problem für Moskau. Die News im Überblick.

Kiew. Im Ukraine-Krieg sind erneut Ziele in Russland von Drohnen attackiert worden. Auf einem militärisch genutzten Flugplatz brach ein Feuer aus. «Wegen des Brandes im Bereich des Flughafens wurde entschieden, den Unterricht an zwei Schulen auszusetzen», erklärte der Gouverneur der russischen Stadt Kursk, Roman Starowoit, am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram. Aus Sicht des britischen Geheimdienstes bedeuten die jüngsten derartigen Angriffe einen erheblichen Rückschlag für Moskau. Unterdessen hat Russland die schweren Raketenangriffe auf zivile Objekte in der Ukraine als militärisch notwendig gerechtfertigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte bei einem Besuch nahe der Front seine Truppen.

Stichflamme auf Flugplatz

Videos aus der russischen Industriestadt Kursk zeigten eine große Stichflamme im Bereich des Flughafens. Medienberichten zufolge geriet ein Ölreservoir in Brand. Der Flughafen wird seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland Ende Februar ausschließlich für militärische Zwecke genutzt. Zudem berichtete das Internetportal Baza über eine Drohnenattacke auf das Kombinat «Slawa» im Gebiet Brjansk, etwa 80 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Die Tätigkeit des Kombinats hat Moskau zum Staatsgeheimnis erklärt, weil es Verbindungen zur nationalen Sicherheit habe. Ziel waren Berichten zufolge offenbar ebenfalls Treibstoffreservoirs. Angeblich waren sie aber leer. Schon am Montag waren zwei Militärflugplätze in Russland mit Drohnen angegriffen worden.

Moskau sieht massive Schläge durch hochpräzise Angriffe

Die Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine sind aus Sicht Moskaus gerechtfertigt. «Die russischen Streitkräfte führen mit Hochpräzisionswaffen hoher Reichweite massive Schläge gegen das System der militärischen Führung, Rüstungsbetriebe und die mit ihnen verbundenen Objekte, um das Militärpotenzial der Ukraine zu brechen», sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Er bezeichnete den Krieg in der Ukraine als erfolgreich. Zuletzt habe die russische Armee mehrere Ortschaften im Gebiet Donezk eingenommen und dem ukrainischen Militär hohe Verluste im Gebiet Luhansk zugefügt.

Selenskyi lobt Truppen

Am Ehrentag der ukrainischen Streitkräfte ist Präsident Selenskyj in die Nähe der Front gereist. «Wir sind stolz auf die Streitkräfte der Ukraine», sagte der 44-Jährige in einer am Dienstag verbreiteten Videobotschaft. Der Staatschef stand dabei bei Minusgraden am Ortseingang der Stadt Slowjansk, rund 35 Kilometer von der Front entfernt. Die Leistungsfähigkeit der ukrainischen Truppen habe sich bei der jüngsten Angriffswelle der Russen mit 70 Marschflugkörpern gezeigt - 60 konnten laut Kiew abgeschossen werden. Angesichts des russischen Verhaltens in Vergangenheit und Gegenwart formulierte Selenskyj umfangreiche Bedingungen für einen stabilen Frieden: «Nur die Zerschlagung russischer terroristischer Fähigkeiten, nur die Befreiung unseres gesamten Landes und nur die Verurteilung der Mörder kann Frieden bringen.»

London: Drohnenangriffe erheblicher Rückschlag für Russland

Die britischen Geheimdienste werten die jüngsten Angriffe auf zwei russische Militärflughäfen als signifikanten Rückschlag für den Kreml. Sollte Russland die Explosionen, deren Ursache noch unklar sei, als gezielte Attacken einstufen, sei dies wohl ein schweres Versagen beim Schutz der eigenen Truppen, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Dienstag in London. Russland hat die Ukraine für die Angriffe auf die Militärflughäfen «Djagiljewo» im Gebiet Rjasan und «Engels» im Gebiet Saratow mit drei Toten am Montag verantwortlich gemacht. Die Briten stufen den Vorfall auch aufgrund der geografischen Lage als bedeutsam ein: «Engels» sei mehr als 600 Kilometer von ukrainisch kontrollierten Gebieten entfernt.

Erneut Gefangenenaustausch zwischen Russland und Ukraine

Russland und die Ukraine haben nach Angaben beider Kriegsparteien wieder einen größeren Gefangenenaustausch vollzogen. «Durch Verhandlungen wurden 60 russische Soldaten aus dem vom Kiewer Regime kontrollierten Gebiet zurückgebracht, denen in Gefangenschaft tödliche Gefahr drohte», so das russische Verteidigungsministerium am Dienstag. Kiew bestätigte den Austausch. Das Thema Gefangenenaustausch ist der einzige Bereich, in dem es zwischen Moskau und Kiew noch einen Dialog gibt.

Menschen im Gebiet Cherson sollen Ersparnisse in Rubel tauschen

Die Besatzer der von Russland annektierten ukrainischen Region Cherson forderten die Bevölkerung zum Umtausch ihrer Ersparnisse in russische Rubel auf. Der Zahlungsverkehr in der ukrainischen Landeswährung Hrywnja ende zum 1. Januar, teilte Besatzungschef Wladimir Saldo am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram per Video mit. Als Grund nannte er auch den massiven Wertverfall der Hrywnja durch die wirtschaftlichen Probleme der Ukraine. «Sie wird zu Papier», sagte er. Alle Banken seien verpflichtet, das Geld umzutauschen.

Lettland entzieht russischem TV-Sender die Lizenz

Lettland hat dem unabhängigen russischen Fernsehsender Doschd die Sendelizenz entzogen. Der Schritt erfolge «im Zusammenhang mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit und der öffentlichen Ordnung», teilte der Nationale Rat für elektronische Massenmedien (NEPLP) am Dienstag in Riga mit. Lettland hatte Doschd im Juni eine Sendelizenz erteilt, nachdem der Fernsehsender in Russland seinen Betrieb eingestellt hatte. Der Oppositionssender, der sich durch seine unverblümte Kritik am Kreml einen Namen gemacht hatte, war in Lettland nun ausgerechnet wegen seiner Berichte über den Krieg ins Visier der Behörden geraten.

© dpa-infocom, dpa:221206-99-794662/6