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EM-Quali gegen Weißrussland
Löw beglückwünscht Vertreter Sorg: «Gesamtpaket» passt

Guter Vetreter
«Pflichtaufgabe erfüllt»: Co-Trainer Marcus Sorg hat Joachim Löw beim Spiel gegen Weißrussland gut vertreten. Foto: Marius Becker
Es geht zur Not auch mal ohne den Bundestrainer. Beim Sieg in Weißrussland funktioniert das junge deutsche Umbruch-Team auch mit Aufhilfschef Sorg. Eine «Notfall-Variante» wird nicht benötigt.

Borissow (dpa) - Der Chef gratulierte dem Aushilfschef persönlich zu der von ihm eingeforderten Drei-Punkte-Lieferung. Joachim Löw rief direkt nach dem 2:0 (1:0) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Weißrussland seinen Assistenten Marcus Sorg an.

«Natürlich hat sich der Bundestrainer schon gemeldet. Er hat uns beglückwünscht und ist natürlich auch sehr zufrieden», zitierte Sorg kurz nach Mitternacht noch im Stadion von BATE Borissow aus dem «kurzen» Gespräch mit Löw.

Nach 207 Länderspielen als Assistent von Jürgen Klinsmann (34 Spiele) und verantwortlicher Bundestrainer (173) war Löw am Samstagabend erstmals in 15 DFB-Jahren nicht im Stadion beim Team. Der 59-Jährige muss sich nach einer Arterienquetschung noch schonen und fieberte daheim vor dem TV-Gerät mit. «Das Ergebnis hat ihm geholfen, morgen wieder einen ruhigeren Tag zu haben», sagte Oliver Bierhoff.

Der DFB-Direktor hatte ebenfalls mit Löw telefoniert. «Da kam auch raus, wie schwer es ihm fiel, das erste Mal nicht dabei zu sein», berichtete Bierhoff. Während des Spiels musste Löw aus der Distanz nicht eingreifen. Die «Notfall-Variante», von der Bierhoff sprach, «war nicht notwendig».

Es geht also auch mal ohne den «ewigen Jogi» und dafür mit Sorg. Das war eine zentrale und zugleich beruhigende Erkenntnis des Abends. Der 53-jährige Sorg erledigte den Chef-Job in der Coaching Zone unaufgeregt und souverän. «Ja, natürlich war es etwas Besonderes, da muss man nicht lange rumreden», gab der Zwei-Spiele-Chef zu, der auch am 11. Juni (20.45 Uhr) in Mainz gegen Estland nochmals das Kommando haben wird. Seine Premiere bewertete er als «absolut in Ordnung».

Sachlich-nüchtern analysierte Sorg auch die 90 Minuten, in denen die Tore der Angreifer Leroy Sané und Marco Reus die Höhepunkte waren. Das neuformierte DFB-Team nahm die widrigen Umstände am Ende einer langen Saison und einer störenden Wettkampfpause gegen einen Gegner an, der vor allem Fußball verhindern wollte. «Wir sind im Gesamtpaket zufrieden», resümierte Sorg. Torschütze Reus fällte ein Urteil in aller Kürze: «Pflichtaufgabe erfüllt.»

Priorität genoss das Ergebnis. «Siege sind für eine Mannschaft, die wie unsere in der Entwicklung steht, ungemein wichtig», hob Sorg hervor. Gemeinsam mit Supervisor Löw hatte er darum entschieden, auch gegen einen limitierten Gegner an der Abwehr-Dreierkette wie beim «tollen» 3:2 zum Quali-Start in den Niederlanden festzuhalten.

«Wir wollten der Mannschaft im System einen Halt geben und es nicht schon wieder ändern», erläuterte Sorg das Festhalten am 3-4-3. Mit dem zarten Aufschwung nach dem WM-Desaster vor zwölf Monaten und dem anschließenden Abstieg in die zweite Liga der Nations League wird behutsam umgegangen. Das gilt ebenso für die Personalauswahl.

Löw und Sorg erschaffen nach der radikalen Ausmusterung fast aller Weltmeister von 2014 ein neues Gerüst. Im Tor ist Manuel Neuer weiter die Nummer 1. Niklas Süle etabliert sich als neuer Abwehrchef, Joshua Kimmich ist im defensiven Mittelfeld ein Fixpunkt. Ilkay Gündogan vertrat in Borissow den vorzeitig in Urlaub geschickten Taktgeber Toni Kroos.

Am deutlichsten wird die neue Zeitrechnung in der Offensive. Der im WM-Trainingslager 2018 noch aussortierte Leroy Sané ist plötzlich ein Erfolgsgarant. Vier Tore erzielte der 23-Jährige von Manchester City in den letzten fünf Länderspielen. In Borissow wäre ihm fast der erste Doppelpack im Nationaltrikot gelungen. Ein Kopfball klatschte an den Pfosten. «Im Spiel hat er immer wieder aufblitzen lassen, was in ihm steckt», lobte Sorg den vom FC Bayern umworbenen Angreifer. Er habe «in keinster Weise den Eindruck» gehabt, dass Sané der Rummel um seine Zukunft und einen möglichen Mega-Millionen-Transfer «belastet».

Serge Gnabry hat sich vorn ebenfalls festgespielt. Dazu kommt der 30-jährige Reus, dem Sorg in Borissow eine «fantastische Verfassung» bescheinigte. Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer: Der Leipziger Timo Werner erlebt gerade seine erste schwierige DFB-Phase, das Trio Reus, Gnabry, Sané hat ihn vorerst verdrängt. Sorg beschwichtigte aber am Samstagabend: «Wir müssen unseren Weg sehen. Und auf dem Weg, wo wir hinwollen, ist Timo ein fester Bestandteil.»

Das Ziel des Wegs ist die Rückkehr in die Weltspitze und zu neuer Titelreife. «Grundsätzlich haben wir eine positive Tendenz, das ist schon mal wichtig», sagte Kapitän Neuer. Mit sechs Punkten aus zwei Spielen ist der Grundstein für die Teilnahme an der EM-Endrunde 2020 mit mindestens zwei der drei Gruppenspiele in München gelegt. Bevor die Nationalspieler am Mittwoch den verdienten Sommerurlaub antreten dürfen, muss aber gegen die noch punktlosen Esten in Spiel zwei ohne Löw eine weitere Drei-Punkte-Lieferung folgen.

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