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Tote Zivilisten
Luftangriffe auf syrisches Rebellengebiet: Klinik getroffen

Krankenhaus bombardiert
Blick in das Innere des getroffenen Shami-Krankenhauses. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Zerstörung
Ein Wohngebiet in der Stadt Ariha liegt in Trümmern. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Rettungskräfte
Ein Weißhelm inspiziert ein beschädigtes Gebäude. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Bevölkerung in Idlib
Ein Junge geht an einem Blutfleck auf einer Straße in Ariha vorbei. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Kinder verletzt
Bei den Luftangriffen verwundete Kinder werden behandelt. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Konflikt in Syrien
Die Feuerwehr in Ariha im Löscheinsatz. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Nach Bombenangriff
Mitglieder des syrischen Zivilschutzes begutachten nach einem Luftangriff Trümmer in der Stadt Ariha. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Brennende Trümmer
Die Luftangriffe haben mehrere Gebäude zerstört. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Die Region um die Stadt Idlib ist Syriens letztes großes Rebellengebiet. Immer wieder geraten dort auch Krankenhäuser ins Visier von Bombardierungen. Humanitäre Helfer schlagen Alarm.

Idlib (dpa) - Bei Luftangriffen auf eine Klinik und andere syrische Rebellengebiete um die Stadt Idlib sind Aktivisten zufolge mindestens zehn Zivilisten getötet worden.

Das Krankenhaus in der Stadt Ariha sei direkt getroffen worden und nun außer Betrieb, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Sie machte die russische Luftwaffe für die Bombardierung verantwortlich. Oppositionsmedien zufolge wurden Dutzende Menschen verletzt. Helfer warnten, die humanitäre Lage in der Region werde immer dramatischer.

Die Bundesregierung verurteilte die zunehmenden Angriffe auf die zivile Infrastruktur in Idlib und forderte eine sofortige echte Waffenruhe. Das syrische Regime und seine Verbündeten müssten den Schutz von Zivilsten garantieren und das humanitäre Völkerrecht einhalten, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin.

Russland wies die Vorwürfe zurück. Die russische Luftwaffe sei in diesem Gebiet Syriens nicht im Einsatz, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Bei Berichten über russische Angriffe auf ein Krankenhaus handele es sich um eine «Provokation».

Russland ist im syrischen Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der Regierung. Die Armee und ihre Verbündeten hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten des Landes begonnen. Es ist nach fast neun Jahren Bürgerkrieg das letzte große Rebellengebiet. Kontrolliert wird es von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Syrien und Russland argumentieren, ihre Angriffe in der Region richteten sich gegen Terroristen.

Die Gewalt hatte zuletzt zugenommen. Sie ging auch weiter, nachdem Russland vor drei Wochen eine neue Waffenruhe verkündet hatte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Russland vor, sich nicht an mit Ankara getroffene Absprachen zu halten. Die Türkei unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Rebellen.

In dieser Woche nahmen die Regierungstruppen die strategisch wichtige Stadt Marat al-Numan ein. Sie wollen jetzt offenbar weiter Richtung Norden vorrücken und die Hauptverbindungsstraße zwischen der nordsyrischen Stadt Aleppo und der Hauptstadt Damaskus vollständig unter ihre Kontrolle bringen. Die Rebellen zogen nach eigenen Angaben Kräfte zusammen, um den Vormarsch zu stoppen.

In den vergangenen Monaten hatten die syrische Luftwaffe und Russland immer wieder Krankenhäuser in dem Rebellengebiet bombardiert. Die UN ordneten deswegen im vergangenen Jahr eine Untersuchung an. Die Gesundheitsbehörde in Idlib erklärte am Donnerstag, nach dem Angriff auf die Klinik in Ariha gebe es im gesamten südlichen Teil des Gebietes keine medizinischen Versorgungspunkte mehr.

Helfer beklagen eine dramatische humanitäre Lage in dem Rebellengebiet. Seit Anfang Dezember sind den UN zufolge fast 390.000 Menschen vor der Gewalt geflohen. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien fast 40.000 Menschen vertrieben worden. In der Region um Idlib leben rund drei Millionen Menschen, die Hälfte Vertriebene.

Die Welthungerhilfe warnte am Donnerstag, die Versorgungslage spitze sich weiter zu. «Die überfüllten Flüchtlingscamps versinken buchstäblich im Schlamm», sagt Halil Kurt, der Programmkoordinator der Organisation. «Die provisorischen Behausungen bieten wenig Schutz gegen den Frost in der Nacht.» Viele Geflüchtete könnten sich keinen Brennstoff mehr für ihre Öfen leisten. «Für ein Feuer verbrennen sie mittlerweile alles, was sie auftreiben könnten, auch Plastikmüll.»

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