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«Höllische Lage»
Massive Angriffe im Süden Syriens

Krieg in Syrien
Daraa: Rauch steigt auf über einem von Rebellen gehaltenen Gebiets nach dem Beschuss durch die syrische Armee. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua
Die kleine Stadt Daraa im Süden Syriens gilt als Wiege des Aufstands gegen Präsident Al-Assad. Sie ist eine der letzten Rebellengebiete im Land und unter massivem Beschuss. Ein Ausweg für die Flüchtenden ist versperrt.

Damaskus (dpa) - Mit hunderten Luftangriffen hat die syrische Luftwaffe zusammen mit ihrem Verbündeten Russland die Offensive auf Rebellengebiete im Süden Syriens noch einmal verschärft.

Seit dem Scheitern von Verhandlungen am Mittwochabend habe es mehr als 600 Angriffe gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Oppositionelle Aktivisten bezeichneten die Lage als «höllisch». Bomben und Raketen «regneten» auf die Provinzhauptstadt Daraa und ländliche Gebiete im Osten der Provinz herunter, sagte der Aktivist Abu Omar al-Darawi der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Daraa ist eine der letzten Regionen in Syrien, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Die syrische Armee hatte Mitte Juni eine Großoffensive in der Region gestartet, um nach eigenen Angaben gegen «Terroristen» vorzugehen. Die Stadt an der Grenze zu Jordanien und den Golanhöhen gilt als Ausgangspunkt des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vor sieben Jahren.

Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, warnte davor, dass rund 750 000 Menschenleben in Gefahr seien. Mehr als 320 000 Menschen hätten bereits ihre Häuser aufgrund der Kämpfe verlassen müssen. Viele Menschen müssten teils unter freiem Himmel oder in selbsterrichteten Unterkünften ohne Schutz kampieren. Rund 60 000 seien in der Nähe der Grenze zu Jordanien gestrandet.

Die syrische Armee nähert sich immer weiter diesem Gebiet. Am Donnerstag habe sie die Ortschaft Saida, rund zehn Kilometer östlich von Daraa eingenommen, berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Sie bezeichnete den Ort als Hochburg islamistischer Kämpfer.

Nach Angaben von Aktivisten starben bei der Offensive auf Saida mindestens sechs Menschen, darunter vier Kinder.

Die Opposition warf Russland vor, am Scheitern der Verhandlungen schuld zu sein. Russland habe darauf bestanden, dass die Rebellen alle ihre schweren Waffen umgehend abzugeben hätten, bevor Vertriebene in ihre Häuser zurückkehren könnten. Die Rebellen wollten ihre Waffen demnach schrittweise abgeben, aber die Kontrolle über die Region behalten.