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Retter suchen nach Vermissten
Mehrere Tote nach Gasexplosion in Russland

Eingestürztes Wohnhaus
Rettungskräfte arbeiten in dem eingestürzten Mehrfamilienhaus. Foto: Maxim Shmakov/AP
Nach der Gasexplosion
Ein Großaufgebot an Rettern sucht in den Trümmern weiter nach Vermissten. Foto: Russisches Ministerium für Notfallsituationen
Verletzter Junge
Wladimir Putin spricht mit einem Jungen, der beim Einsturz eines Mehrfamilienhauses aufgrund einer Gasexplosion verletzt wurde. Foto: RU-RTR Russian Television/AP
Gasexplosion
Der Gouverneurs der Region Tscheljabinsk am Telefon. Foto: Chelyabinsk Region Governor Press Service/AP
Wladimir Putin
Wladimir Putin, Präsident von Russland, nimmt an einem Treffen von Einsatzkräften teil. Foto: Kremlin
Neujahr ist in Russland das wichtigste Familienfest, doch diesmal ist dem Land nicht zum Feiern zumute. Nach einem Gasunglück werden viele Tote befürchtet. Der Präsident unterbricht sogar seinen Urlaub.

Magnitogorsk (dpa) - Eine Gasexplosion in Magnitogorsk mit Toten und Dutzenden Vermissten am Silvestertag hat Russland erschüttert. Selbst Präsident Wladimir Putin flog aus seinem Urlaubsort Sotschi in die Stadt am Ural, um sich über die Rettungsarbeiten zu informieren und mit Opfern zu sprechen.

Die Explosion um 4.00 Uhr Ortszeit (0.00 Uhr MEZ) hatte einen ganzen Aufgang eines großen Wohnblocks wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lassen. In den Trümmern suchten Retter in einem Wettlauf mit der Zeit nach Verschütteten, weil den Überlebenden bei 20 Grad Frost der Tod durch Erfrieren drohte.

Vier Hausbewohner wurden im Lauf des Montags tot geborgen. Später wurden drei weitere Leichen in den Trümmern entdeckt. «Wir können Sie aber nicht herausholen», sagte Zivilschutzminister Jewgeni Sinitschew im russischen Fernsehen.

Er schätzte, dass die Räumarbeiten weitere zwei Tage dauern werden. Am Abend (Ortszeit) teilte der Gouverneur des sibirischen Gebiets Tscheljabinsk, Boris Dubrowski, mit, noch immer sei das Schicksal von mehr als 35 Menschen unklar. Dazu zählten leider auch sieben Kinder.

«Die Stadt schaut voller Schrecken auf die wachsende Zahl an Opfern. Statt des Neujahrsfestes steht uns Trauer bevor», schrieb ein Internetnutzer aus Magnitogorsk im sozialen Netzwerk Instagram.

In einem Kraftakt wenige Stunden vor dem neuen Jahr zogen die Behörden Rettungskräfte, Gerät und Hundestaffeln aus weiten Teilen Sibiriens und aus Moskau in Magnitogorsk zusammen. Die Industriestadt liegt am Ural etwa 1400 Kilometer östlich der Hauptstadt. Der Einsatz an der Unglücksstelle war gefährlich, weil der Einsturz weiterer Teile des neunstöckigen Hauses drohte, wie Zivilschutzminister Jewgeni Sinitschew sagte.

In den 48 zerstörten Wohnungen waren offiziell 110 Bewohner registriert. Einige konnten die Ruine unverletzt verlassen, andere wurden von den Suchmannschaften verletzt geborgen. Knapp 30 Bewohner meldeten sich unverletzt bei den Behörden. Sie hatten die Nacht anderswo verbracht.

Putin traf in Magnitogorsk mit dem Rettungsstab zusammen und besuchte Verletzte im Krankenhaus. Ein 13-jähriger Junge berichtete dem Kremlchef, er habe länger als eine Stunde unter den Trümmern festgesteckt, bis er gerettet worden sei. «Ich bin so schnell zu euch aufgebrochen, dass ich gar nichts mitgebracht habe», sagte Putin. Er versprach dem Jungen aber für später ein Geschenk, wie die Agentur Interfax meldete.

Auch Gouverneur Dubrowski sagte den Betroffenen schnelle Entschädigungen und Hilfe bei der Beschaffung von neuem Wohnraum zu. Die Staatsführung reagierte damit viel schneller und hilfsbereiter als bei der Brandkatastrophe in einem Einkaufszentrum der sibirischen Stadt Kemerowo im März dieses Jahres mit 64 Toten. Der hartherzige Umgang mit den Opfern hatte den Behörden damals Kritik eingetragen.

In russischen Wohnhäusern kommt es immer wieder zu Gasexplosionen. Magnitogorsk gilt wegen seiner Stahlindustrie und Metallurgie als eine der am stärksten verschmutzten Städte weltweit.