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Westafrikareise der Kanzlerin
Merkel betont Dringlichkeit der Hilfsmaßnahmen für Niger

Merkel im Niger
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Präsidentenpalast vom nigrischen Präsidenten Mahamadou Issoufou mit militärischen Ehren begrüsst. Niger ist die letzte Station der dreitägigen Westafrikareise der Kanzlerin. Foto: Michael Kappeler
Merkel bei Bundeswehrsoldaten in Mali
Die Kanzlerin im Gespräch mit Bundeswehrsoldaten im im nordmalischen Gao. Foto. Michael Kappeler Foto: Michael Kappeler
Abschied aus Ouagadougou
Angela Merkel wird am Flughafen von Ouagadougou in Burkina Faso verabschiedet. Foto: Michael Kappeler
Kanzlerin Merkel in Afrika
Kanzlerin Merkel bei einer Diskussion mit Studierenden der Universität Ouaga. Foto: Michael Kappeler
Universität Ouaga
Studenten der Universität Ouaga warten auf die Ankunft der Kanzlerin. Foto: Michael Kappeler
Regionalorganisation G5-Sahel
Merkel (M) beim Treffen der Regionalorganisation G5-Sahel. Foto: Michael Kappeler
Ankunft in Burkina Faso
Kanzlerin Merkel bei ihrer Ankunft am Flughafen von Ouagadougou. Foto: Michael Kappeler
Drei Tage lang kann die Kanzlerin in Burkina Faso, Mali und Niger besichtigen, wie stark islamistischer Terrorismus die dortigen jungen Demokratien destabilisiert. Deutschland und die EU helfen - aber reicht das als Maßnahme gegen neuen Migrationsdruck aus?

Niamey (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Dringlichkeit der internationalen Unterstützung für die von islamistischem Terrorismus und Instabilität bedrohten Sahel-Staaten betont.

Es sei «wichtig, dass die Dinge schnell gehen und möglichst zügig umgesetzt werden, denn die kriminellen Aktivitäten laufen hier in allen Bereichen und es ist eben notwendig, auch zu agieren», sagte Merkel am Freitag in der nigrischen Hauptstadt Niamey zum Abschluss ihres dreitägigen Besuchs in der Sahelregion.

Europa zeige mit der EUCAP-Mission trotz unterschiedlicher polizeilicher Traditionen eine praxisorientierte Kooperation zur Ausbildung nigrischer Kräfte, sagte Merkel bei einem Besuch der EUCAP-Sahel-Niger-Zentrale in Niamey. Deutschland habe 2018 zusammen mit den Niederlanden den Aufbau einer solchen Kompanie ermöglicht. Man werde 2020 eine zweite Kompanie haben. Die Kanzlerin lobte die klaren Vorstellungen der nigrischen Regierung davon, wie viele mobile Polizeikompanien an welchen Orten notwendig seien. Deutschland und Europa könnten diese Vorstellungen sehr gut ausfüllen.

EUCAP zeige die Notwendigkeit, im Kampf gegen illegale Migration und vor allem Drogen- und Waffenschmuggel eine gut ausgerüstete Polizei zu haben, «weil die Schmuggler und Schleuser natürlich auch technisch sehr gut ausgerüstet sind», sagte Merkel. Gerade beim Drogenschmuggel gebe es eine enge Vernetzung über viele afrikanische Staaten hinweg. «Hier muss die Zusammenarbeit auch weiter ausgebaut werden.» Die Kanzlerin lobte auch die gute Zusammenarbeit etwa mit der Internationalen Organisation für Migration, die beispielsweise Kasernenbauten für die Polizeieinheiten organisiere.

Die EUCAP Sahel Niger Mission war 2012 ins Leben gerufen worden. Die Truppe zählt derzeit 120 europäische Angehörige, darunter 8 deutsche. Hinzu kommen knapp 60 lokale Mitarbeiter. Die Mission soll die nigrische Polizei, Nationalgarde und Gendarmerie im Kampf gegen Organisierte Kriminalität und Terrorismus unterstützen.

Merkel war in die Sahel-Region gereist, um ein Zeichen der Unterstützung im Kampf gegen den zunehmenden islamistischen Terrorismus vor allen im Dreiländereck Burkina Faso, Mali und Niger zu setzen. Die Gewalt strahlt auf die ganze Region aus. Ein EUCAP-Analytiker sagte beim Besuch der Kanzlerin, bislang seien die islamistischen Terrorgruppen in Niger noch nicht fest verwurzelt. Ihre Aktivitäten kämen aus den Grenzregionen der Nachbarländer Mali und Burkina Faso.

Am Donnerstag hatte Merkel einen kurzen Abstecher zu den rund 850 Soldaten des deutschen Kontingents der UN-Stabilisierungsmission Minusma auf deren nordmalischem Stützpunkt Camp Castor gemacht. Der Einsatz gilt als der derzeit gefährlichste der Bundeswehr weltweit.

Kurz vor ihrem Rückflug nach Berlin wollte die Kanzlerin noch eine 1998 gegründete nigrische Frauenrechtsorganisation besuchen, die Frauen und Kinder vor häuslicher Gewalt schützen soll. Merkel lässt der Organisation den Preis für Geschlechtergleichheit zukommen, den ihr die finnische Regierung verliehen hatte. Mit dem Preisgeld in Höhe von 150.000 Euro baut die Organisation ein Frauenhaus in Niamey.

Am späten Donnerstagabend hatte Merkel dem nigrischen Präsidenten Mahamadou Issoufou zugesagt, mit zusätzlichen Finanzspritzen in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit und Entwicklung dabei zu helfen, dass Niger nicht in Gewalt und Instabilität abrutscht. Merkel schätzt Issoufou wegen seiner Zielstrebigkeit im Kampf gegen den Terrorismus und die Instabilität in seinem Land sehr.

Issoufou zog eine positive Bilanz des Kampfes gegen illegale Migration. Bis vor kurzem seien 100.000 bis 150.000 Migranten im Jahr durch Niger gezogen. Mittlerweile habe man Schleuser festgenommen und deren Fahrzeuge beschlagnahmt. Nun reisten noch 5000 bis 10.000 Migranten pro Jahr durch das Land - eine Reduzierung auf ein Zehntel.

Deutschland will ein weitgehend umgesetztes Umsiedlungsprogramm für 300 Flüchtlinge meist aus Eritrea und Somalia um erneut 300 Plätze aufstocken. Bei der in Zusammenarbeit mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR realisierten Aktion geht es um Frauen und Männer, die in Libyen gestrandet sind. Sie werden dort von der UN-Organisation ausgewählt und nach Niger gebracht. Bei den Menschen wird davon ausgegangen, dass sie einen deutschen Flüchtlingsstatus erhalten werden. Von Niger aus werden die Migranten Zug um Zug nach Deutschland gebracht.