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Prozess in Wuppertal
Mord an sechsfacher Mutter: Sohn und Schwager verurteilt

Prozess um Mord an Hanaa S.
Justizbeamte warten in Wuppertal beim Prozess wegen Mordes an der vor über einem Jahr in Solingen verschwundenen sechsfachen Mutter Hanaa S. im Gerichtssaal. Foto: Ina Fassbender/Archiv
Vier Männer müssen für den Mord an einer 35-jährigen Mutter in Haft. Die Frau hatte sich von ihrem Mann getrennt. Daraufhin, so das Gericht, planten die Täter ihr Vorgehen generalstabsmäßig.

Wuppertal (dpa) - Wegen Mordes an der sechsfachen Mutter Hanaa S. hat das Landgericht Wuppertal den ältesten Sohn und einen Schwager der Frau verurteilt. Außerdem erhielten der Ehemann und ein weiterer Schwager wegen Beihilfe zum Mord jeweils Freiheitsstrafen von zehn Jahren und sechs Monaten.

Die mitangeklagte Schwester des Ehemanns wurde freigesprochen. Die Tat sei zur «Wiederherstellung der Familienehre» geschehen, erklärte das Gericht. Die 35-Jährige hatte sich von ihrem Mann getrennt und eine eigene Wohnung genommen.

Als Haupttäter erhielt der 26 Jahre alte Schwager des Opfers lebenslange Haft. Der 20 Jahre alte Sohn bekam eine Jugendstrafe von neun Jahren und sechs Monaten. Die beiden waren die jüngsten Angeklagten. Sie seien ausgewählt worden, «es zu tun», erklärte das Gericht. Alle Beteiligten sind Iraker.

Nach über 100 Prozesstagen erläuterte das Gericht, für den Schwager sei nur eine lebenslange Strafe in Betracht gekommen. Beim Sohn habe die Schwere der Schuld und eine schädliche Neigung vorgelegen. Zur Beteiligung von Ehemann und Schwager erklärten die Richter: «Wir haben im Vorfeld kriminelle Energie, konspiratives Verhalten. Daher halten wir zehn Jahre und sechs Monate für angemessen».

Nach dem Urteilsspruch kam es zu tumultartigen Szenen im Gerichtssaal und Auseinandersetzungen zwischen den Familien. Gegen eine Zuschauerin wurde eine Ordnungshaft in Höhe von fünf Tagen verhängt.

Erst mitten im Verfahren hatte der 26-Jährige die Tat teilweise gestanden und Hinweise auf den Ablageort des Opfers gegeben. Bis dahin war es ein Prozess ohne Leiche. Die Tote wurde Hunderte Kilometer entfernt in zwei Meter Tiefe in einem Wald bei Bruchsal in Baden-Württemberg gefunden. Die Leiche war fest in einen Teppich verschnürt, um den Hals lag ein Spanngurt.

Die Verteidiger der fünf Angeklagten hatten im Verfahren den Mordvorwurf und falsch verstandene Familienehre als Motiv zurückgewiesen. Dafür habe es nach einer Schlichtung bei einem jesidischen Geistlichen keinen Grund mehr gegeben. Hanaa S. habe das Familiengold nicht zurückgeben wollen. Deswegen habe ihr Schwager sie «im Affekt» getötet. Das Gericht befand, diese Version sei von der langen und ausführlichen Vorbereitung widerlegt: «Die zielte generalstabsmäßig darauf ab, sie zu töten.»

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