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Nach der Scheidung: Das neue Leben von MacKenzie Bezos

Jeff Bezos + MacKenzie Bezos
Die Scheidung von Amazon-Chef Jeff Bezos und seiner Frau MacKenzie Bezos ging friedlich über die Bühne. Foto: Evan Agostini/Invision/AP
25 Jahre waren Jeff und MacKenzie Bezos verheiratet, dann verkündeten der Amazon-Chef und seine Frau die Trennung. Jetzt sind die Details der Scheidung durch. Er bleibt wohl reichster Mensch der Welt, sie wird viertreichste Frau - und gibt weiter nicht viel von sich preis.

Seattle (dpa) - Das Twitter-Profil von MacKenzie Bezos ist übersichtlich. Die 48-Jährige ist dem Kurznachrichtendienst gerade erst beigetreten - in der Nacht zum Freitag verschickte sie ihre allererste Nachricht.

«Ich bin dankbar, den Prozess der Auflösung meiner Ehe mit Jeff beendet zu haben», heißt es da. Jeff ist Jeff Bezos, Amazon-Chef und reichster Mann der Welt, mit dem MacKenzie 25 Jahre verheiratet war und vier Kinder hat.

Im Januar hatten die beiden ihre Trennung verkündet, jetzt sind die Details der Superlativ-Scheidung durch: Sie sei zufrieden mit der Regelung, Jeff 75 Prozent der Amazon-Aktien zu überlassen und zusätzlich die Stimmrechte ihrer Papiere an ihn abzutreten, schreibt MacKenzie Bezos. Auch die Beteiligungen an der «Washington Post» und der Raumfahrtfirma Blue Origin gehen demnach an ihren 55 Jahre alten Ex-Mann.

Damit behält er die Kontrolle über Amazon - und bleibt mit am Freitag geschätzten rund 110 Milliarden Dollar reichster Mensch der Welt. Sie wird dem Milliardärs-Ranking Bloomberg Billionaires zufolge mit einem geschätzten Vermögen von rund 36 Milliarden Dollar (rund 32 Milliarden Euro) zur viertreichsten Frau der Welt.

Per Twitter betonen die Ex-Eheleute ihre Harmonie. «Ich freue mich auf die nächste Phase als gemeinsame Eltern und Freunde», schreibt MacKenzie Bezos. Ihr Ex-Mann geht noch weiter. Er leitet ihre Nachricht an seine rund 885.000 Follower auf Twitter weiter, folgt ihrem Profil - er folgt sonst keinem anderen Twitter-Profil - und schickt seine eigene Nachricht hinterher. Er sei «dankbar» für MacKenzies «Unterstützung und ihre Nettigkeit», schreibt Jeff Bezos. «Sie war eine außerordentliche Partnerin, Verbündete und Mutter. Sie ist einfallsreich, brillant, liebevoll - und ich weiß, dass ich in Zukunft immer von ihr lernen werde.»

Jeff Bezos hat wohl allen Grund, dankbar zu sein, denn Beobachtern zufolge hätte MacKenzie Bezos deutlich mehr bekommen können. Laut Rechtssprechung im US-Bundesstaat Washington, wo das Paar seinen Hauptwohnsitz hatte, hätte ihr demnach die Hälfte des Vermögens zugestanden - was auch an den Finanzmärkten ein wichtiges Thema war. Denn rein theoretisch hätte sie die Aktionärsverhältnisse beim weltgrößten Onlinehändler Amazon ziemlich durcheinanderbringen können.

Angesichts des enormen Aktienanteils an dem von Jeff - laut US-Medien mit viel Unterstützung durch MacKenzie - gegründeten Großkonzern Amazon ging es nicht nur um extrem viel Geld, sondern auch Einfluss. Wäre MacKenzie ein größeres Aktienpaket zugefallen, hätte sie bei Amazon viel Macht übernehmen können. Finanzanalysten unkten nach der Ankündigung der Scheidung bereits, MacKenzie Bezos könne womöglich drauf aus sein, Direktoren für den Verwaltungsrat abzustellen - Amazons oberstes Entscheidungsgremium.

Der Deal gibt Amazon-Aktionären nun Gewissheit, dass hinsichtlich der Machtverhältnisse im Konzern quasi alles beim Alten bleibt. Dennoch ist MacKenzie Bezos in der Eignerstruktur jetzt ein absolutes Schwergewicht - aus einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht geht hervor, dass sie mit rund vier Prozent den größten Aktienanteil nach dem Investmentfonds Vanguard und ihrem Ex-Mann hält.

MacKenzie Bezos verhielt sich während des ganzen Scheidungsdramas gegenüber der Öffentlichkeit genau so, wie auch in den 25 Ehejahren zuvor: zurückhaltend und ruhig. Kein böser öffentlicher Kommentar - obwohl ihr Ex-Mann ein Verhältnis mit der Journalistin Lauren Sanchez hatte, aufgedeckt unter anderem vom US-Boulevardblatt «National Enquirer», dem Bezos daraufhin Erpressung mit übelsten Methoden vorwarf. Das Blatt hatte Textnachrichten und Fotos von Bezos und Sanchez veröffentlicht und mit noch mehr gedroht - unter anderem mithilfe von Sanchez' Bruder.

MacKenzie und Jeff Bezos hatten sich einst bei der New Yorker Investmentfirma D. E. Shaw kennengelernt, er war Vizepräsident, sie Sekretärin, die sich von dem Gehalt eine Karriere als Autorin finanzieren wollte. Die in San Francisco geborene MacKenzie Bezos hatte sich schon als Kind für Literatur begeistert. Ihr erstes Buch habe sie mit sechs Jahren geschrieben: «Der Bücherwurm» habe 142 Kapitel gehabt, sei aber bei einer Überflutung verloren gegangen, schreibt die Autorin in ihrer Amazon-Biografie.

Sie studierte an der Elite-Universität Princeton und war dann eine Zeit lang Assistentin von Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. Sie habe sich in das Lachen von Bezos verliebt, sagte MacKenzie einst. «Es war Liebe beim ersten Hören.» Drei Monate gingen die beiden miteinander aus, dann heirateten sie, Jeff war damals 30, MacKenzie 23.

Das Paar zog nach Seattle und Jeff Bezos begann, Amazon aufzubauen. MacKenzie war ebenfalls involviert, konzentrierte sich aber zunehmend auf die Kinder - und ihre Schriftstellerkarriere. Zwei Romane hat sie veröffentlicht, dafür freundliche Kritiken und auch einen Preis bekommen. Aber die Bücher verkauften sich mager. Das 2013 veröffentlichte «Traps» stand in der Nacht zum Freitag auf Platz 387.378 der bestverkauften Bücher bei Amazon.

Was MacKenzie Bezos nun nach der Scheidung vom reichsten Mann der Welt plant? Eine Autobiografie vielleicht, wonach sich US-Literaturagenten und Verlagshäuser in der Hoffnung auf einen Bestseller schon sehnen? MacKenzie Bezos bleibt dazu gewohnt stumm. Per Twitter teilt sie nur mit: «Ich bin dankbar für die Vergangenheit und freue mich auf das, was als nächstes kommt.»

Tweet von MacKenzie Bezos

Tweet von Jeff Bezos