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Mit Spitzenergebnis
Österreichs Kanzler Nehammer ist neuer ÖVP-Chef

Österreichs Kanzler Nehammer
Karl Nehammer, Bundeskanzler von Österreich, während einer Pressekonferenz zur Umbildung der Bundesregierung. Foto: Roland Schlager
Der österreichische Bundeskanzler Nehammer sitzt nun auch als Parteichef fest im Sattel. Er soll der ÖVP aus dem Umfragetief führen, mit Rückenwind von seinem Vorgänger Sebastian Kurz.

Graz. In Österreich ist Bundeskanzler Karl Nehammer gut fünf Monate nach seinem Amtsantritt auch Parteichef der konservativen ÖVP geworden. Der 49-Jährige erreichte ein Spitzenergebnis von 100 Prozent Zustimmung der mehr als 520 Delegierten.

Er war der einzige Kandidat und nahm die Wahl an. Die ÖVP regiert seit Anfang 2020 in einem Bündnis mit den Grünen. Die Umfragewerte der machtverwöhnten Partei sind zwar stark gefallen, aber die Koalition gilt als stabil.

Ex-Kanzler Kurz auf Parteitag

Beim Parteitag war auch Nehammers Vorgänger Sebastian Kurz (35), der unter starkem Druck im Oktober 2021 als Bundeskanzler zurückgetreten war. Gegen ihn und andere wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt. Kurz bezeichnete Nehammer als einen, «der 100 Prozent gibt in jeder Aufgabe». Ratschläge erteile er aber nicht, sagte Kurz.

Er hat sich vollständig aus der Politik zurückgezogen und arbeitet heute für den US-Investor und Milliardär Peter Thiel, der dem amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump nahesteht.

Nehammers Putin-Besuch in den Schlagzeilen

Nehammer war international zuletzt wegen seines überraschenden Besuchs beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in den Schlagzeilen. Das Treffen verlief ohne konkretes Ergebnis. Er verteidigte die Reise vor den Parteifreunden: Besser man tue etwas, als nichts zu tun und nur zuzuschauen, sagte er. Nehammer war ebenfalls in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist und hatte den Vorort Butscha besucht, der Schauplatz einer Serie von Gräueltaten war, die den russischen Truppen zugeschrieben werden.

Nehammer betonte, dass Österreich zwar neutral sei, aber trotzdem eine Meinung habe. Wenn es Kriegsverbrechen gebe, werde die Regierung dies auch beim Namen nennen.

Zur jüngsten Kritik an der Partei im Zuge der Korruptionsermittlungen sagte Nehammer: «Wir lassen uns nicht einschüchtern». Je größer der Druck sei, desto mehr kämpfe die Partei und setze sich für die Menschen ein.

© dpa-infocom, dpa:220514-99-281886/6