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Ungarns Ministerpräsident
Orban wirft George Soros Pläne für «Zinsknechtschaft» vor

Viktor Orban
Ungarns Regierungschef Viktor Orban während einer Pressekonferenz in Budapest. Foto: -/Kremlin/dpa
Mit seinem politischen Kurs sorgt Viktor Orban in der EU schon seit längerem für Irritationen. Nun hat sich Ungarns Ministerpräsident des Themas Flüchtlinge angenommen. Hier sieht er finstere Kräfte aktiv, gelenkt von einem Finanzinvestor in den USA.

Budapest (dpa) - Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat den EU-Institutionen und dem amerikanischen Finanzinvestor George Soros vorgeworfen, durch das Schüren von Migrationskrisen die europäischen Staaten in die Verschuldung zwingen zu wollen.

Die «Brüsseler Bürokraten» würden «in der Tasche eines Menschen namens George Soros sitzen», erklärte der rechtsnationale Politiker am Freitag im staatlichen Rundfunk. Brüssel und Soros hätten ein gemeinsames Interesse an Migrationskrisen, um von deren finanziellen Kosten für die betroffenen Staaten zu profitieren.

Orban bezog sich dabei auch auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Die Richter hatten am 14. Mai festgestellt, dass das längere Festhalten von Asylbewerbern in zwei ungarischen Transitlagern an der Grenze zu Serbien nicht rechtens ist. Ungarn hatte in der Nacht zum Donnerstag die beiden Lager ohne Vorankündigung geschlossen und die Bewohner in zumeist offene Aufnahmezentren im Landesinneren gebracht.

In dem Rundfunkinterview bezeichnete Orban die Entscheidung des EuGH als ein «gefährliches Urteil». Da Griechenland nicht dazu imstande sei, schütze Ungarn die Grenzen der EU. In der Folge werde Ungarn Asylanträge nur noch in ungarischen Vertretungen im Ausland annehmen, führte Orban weiter aus. Aber auch daran würden die «Brüsseler Bürokraten» früher oder später herumkritteln. Tatsächlich verlangte der EuGH nicht vorrangig die Schließung der Transitlager, sondern einen fairen Zugang zum Asylverfahren. Dessen Beschränkung auf Auslandsvertretungen gewährleiste einen solchen nicht, meinen Menschenrechtler.

Von der Schelte des EuGH-Urteils spannte Orban den Bogen zum Wirken der EU und ihrer Institutionen im allgemeinen. Den «Brüsseler Bürokraten» unterstellte er, von Soros gelenkt zu werden. «Sie brauchen eine Migrationskrise», behauptete er. «Wenn es eine Migrationskrise gibt, bekommen die Regierungen Probleme (...), und sie brauchen Kredite. Das Geld haben aber jene. Sie möchten Kredite vergeben, möglichst zu ordentlichen Zinsen, weil sie das lieben.» Beweise für seine Anschuldigungen legte er keine vor.

Soros (89) stammt aus Ungarn und überlebte als Teenager jüdischer Herkunft den Holocaust in seiner damaligen Heimat. Als Finanzinvestor machte er später in den USA ein Vermögen. Er unterstützt weltweit humanitäre Initiativen, darunter auch Organisationen, die sich für Menschenrechte und eine offene Gesellschaft einsetzen.

Das Bild vom reichen Juden, der Geld verleiht und Mitbürger oder auch ganze Staaten in die «Zinsknechtschaft» führt, ist ein altes antisemitischen Stereotyp. In der Vergangenheit verbreitete Orban immer wieder auch eine andere Verschwörungstheorie: Demnach hätten Soros und sein «Netzwerk» die Flüchtlingswanderungen von 2015 ausgelöst, um Europa mit muslimischen Migranten zu überschwemmen, um auf diese Weise die christliche und nationale Identität der europäischen Völker auszulöschen.

Orban lt. Regierungs-Webseite, Ung.