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Affäre
«Partygate»-Fotos: Johnson weiter im Feuer

Boris Johnson
Boris Johnson gerät immer mehr unter Druck. Foto: Jason Cairnduff/PA Wire/dpa
Abgeordnete entziehen ihm das Vertrauen, der Finanzminister distanziert sich, ein angeblich belastendes Foto - und die Polizei ermittelt: keine Atempause für den britischen Premier.

London (dpa) - In der «Partygate»-Affäre um Lockdown-Feiern in der Downing Street hat ein weiterer konservativer Abgeordneter dem britischen Premierminister Boris Johnson sein Misstrauen ausgesprochen.

«Um Vertrauen wieder herzustellen, müssen wir den Premierminister auswechseln», schrieb der Politiker Nick Gibb in einem Gastbeitrag für den «Telegraph». Es sei leider kaum vorstellbar, dass Johnson die Wahrheit sage. «Die Wahrheit zu sagen ist wichtig - und nirgendwo so sehr wie im Unterhaus.»

Johnson hat sich zwar dafür entschuldigt, dass trotz der allgemeinen in der Corona-Beschränkungen im Regierungssitz Feiern stattfanden. Er vertritt aber immer noch der Meinung, selbst keine Regeln gebrochen zu haben. Daran gibt es erhebliche Zweifel. Inzwischen haben ihm nach Medienberichten mindestens 18 Abgeordnete der eigenen Partei das Vertrauen entzogen, was ein Misstrauensvotum wahrscheinlicher macht. Die Polizei ermittelt.

Neuen Zündstoff lieferte der «Mirror»: Das Blatt berichtete unter Berufung auf nicht genannte Quellen über ein der Polizei vorliegendes Foto, das zeige, wie Johnson bei einer Feier zu seinem Geburtstag 2020 eine Bierdose in der Hand halte und anderen zuproste. Der konservative Regierungschef betont immer wieder, nur kurz und in Zusammenhang mit Arbeitsterminen bei Versammlungen dabei gewesen zu sein. Ein Untersuchungsbericht hatte den Verantwortlichen in der Downing Street wegen der Partys Führungsversagen attestiert.

Entziehen mindestens 54 Abgeordnete Johnson ihre Unterstützung, käme es zum Misstrauensvotum. Auch im Kabinett sorgt «Partygate» für Unruhe: Finanzminister Rishi Sunak, der als möglicher Nachfolger gehandelt wird, distanzierte sich von einem Angriff Johnsons auf Oppositionschef Keir Starmer, bei dem sich der Premier einer rechten Verschwörungstheorie bedient hatte. Daraufhin sollen andere Kabinettsmitglieder der «Times» zufolge Sunak egoistische Manöver vorgeworfen oder sich für dessen Rücktritt ausgesprochen haben.

© dpa-infocom, dpa:220205-99-986235/4