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Befragung in Deutschland
Putin sieht keinen Grund für eine Vergiftung Nawalnys

Wladimir Putin
Wladimir Putin, Präsident von Russland, spricht bei der großen Pressekonferenz per Video zu Medienvertretern in Moskau. Foto: Aleksey Nikolskyi/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Wer steckt hinter dem Giftanschlag auf Alexej Nawalny? Der Oppostionelle hat immer wieder den Kremlchef dafür verantwortlich gemacht. Russlands Präsident Wladimir Putin reagiert nun auf diesen Vorwurf.

Moskau (dpa) - Der russische Präsident Wladimir Putin sieht keinen Grund für eine Vergiftung seines Gegners Alexej Nawalny.

«Wer ist er schon? Wenn das jemand gewollt hätte, dann hätte er das auch zu Ende geführt», sagte der Kremlchef bei seiner Jahrespressekonferenz. Putin reagierte damit auf Vorwürfe Nawalnys, ein «Killerkommando» des Inlandsgeheimdienstes FSB habe ihn vergiften sollen. Russlands prominentester Regierungskritiker hatte Putin für den Mordanschlag verantwortlich gemacht.

Nawalny ist eigenen Angaben zufolge in Deutschland von Ermittlern zu dem Giftanschlag auf ihn befragt worden. Er habe den halben Tag bei «der deutschen Staatsanwaltschaft» verbracht, schrieb er in seinem Telegram-Kanal. Damit erweise sich die Aussage von Putin, Deutschland kooperiere nicht bei der Aufklärung des Verbrechens, als Lüge, schrieb Nawalny, der sich zurzeit in Deutschland erholt.

«Nun, sie (die Deutschen) wurden gebeten, mich zu befragen und haben Fragen geschickt bekommen. Sie haben mir diese Fragen gestellt, die Antworten aufgeschrieben und schicken sie nach Moskau», schrieb Nawalny.

Der Oppositionelle hatte mehrere mutmaßliche FSB-Agenten namentlich und mit Foto in einem Video beschuldigt, sie hätten auf ihn im August einen Anschlag mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe verübt. Der chemische Kampfstoff ist international verboten.

Es handele sich hierbei um Material amerikanischer Geheimdienste, sagte der frühere FSB-Chef Putin. Er behauptete, US-Geheimdienste hätten Nawalny geholfen, die Behauptungen gegen russische Agenten aufzustellen. Der Kremlgegner hatte dagegen erklärt, die telefonischen Verbindungsdaten und Reiselisten von FSB-Mitarbeitern stammten von in Russland auf dem Schwarzmarkt käuflichen Dateien.

Putin meinte nun, wenn Nawalny Zugriff auf solche Datensätze habe, dann sei das interessant. «Dann müssen ihn die Geheimdienste natürlich beobachten. Aber das heißt überhaupt nicht, dass man ihn vergiften muss», sagte er.

Putin sagte auch mit Blick auf jüngste Berichte zu seinem Privatleben und zu seiner Familie, dass dies gezielte Aktionen der US-Geheimdienste seien. «Es ist nicht möglich, das zu lesen», sagte er.

© dpa-infocom, dpa:201217-99-729499/4

Pressekonferenz mit Wladimir Putin