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Rekord-Spendensammler
Queen schlägt Tom Moore zum Ritter

Queen schlägt Spendensammler Moore zum Ritter
Königin Elizabeth II. (l) schlägt Tom Moore während einer Zeremonie im Freien auf Schloss Windsor zum Ritter. Foto: Chris Jackson/PA Wire/dpa
Tom Moore hat bei seinem Spendenlauf gekämpft wie ein tapferer Ritter. Nun ist der 100-Jährige tatsächlich zum Ritter geschlagen worden - von der Queen, die ihm eine besondere Ehre zuteil werden ließ.

London (dpa) - Zusammen sind sie fast 200 Jahre alt: Die Queen (94) höchstpersönlich hat den britischen Weltkriegsveteranen und Rekord-Spendensammler Tom Moore (100) zum Ritter geschlagen.

Wegen der Corona-Pandemie fand die Zeremonie am Freitag im Freien auf Schloss Windsor in der Nähe von London statt - unter Beachtung des Sicherheitsabstandes und bei schönstem Sommerwetter.

Königin Elizabeth II. hat sich seit Monaten gemeinsam mit ihrem Ehemann Prinz Philip (99) hinter den dicken Schlossmauern verschanzt. So gut wie alle offiziellen Termine wurden abgesagt. Dass sie den Rentner Moore aus dem Dorf Marston Moretaine trotz Coronavirus-Krise empfing, gilt daher als ganz besondere Ehre.

Die 94-Jährige nutzte für den Ritterschlag ein Schwert, das einst ihrem Vater George VI. gehörte. Erst berührte die Monarchin, die einen mintgrünen Mantel und einen gleichfarbigen Hut trug, mit der Klinge leicht Moores rechte Schulter und dann die linke. Dabei lächelte sie ihn an. Später sagte die nur etwas jüngere Queen: «100 ist ein großartiges Alter.»

Moore im dunkelblauen Anzug hielt sich am Rollator fest. Er ist für sein hohes Alter geistig fit und amüsant. In einem BBC-Interview hatte er gewitzelt, er hoffe, dass sich die Queen beim Ritterschlag nicht ungeschickt mit dem Schwert anstelle.

Kurz vor der Ehrung hatte die Königin, die am Samstag schon 25.000 Tage im Amt ist, noch «Familienangelegenheiten» auf Schloss Windsor zu erledigen: Ihre Enkelin Prinzessin Beatrice (31) heiratete dort ihren Verlobten Edoardo Mapelli Mozzi (37). Beatrice hatte die Hochzeit wegen der Pandemie verschieben müssen. Sie ist die ältere der beiden Töchter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson (beide 60).

Sir Tom Moore dürfte in Großbritannien wohl mindestens so bekannt sein wie Beatrice. Er wird dort gefeiert wie ein Popstar.

Begonnen hatte alles mit einem Spendenaufruf für 1000 Pfund (knapp 1100 Euro). Er wolle dafür vor seinem 100. Geburtstag 100 Runden mit dem Rollator in seinem Garten drehen, versprach der Gentleman. Schließlich kamen knapp 33 Millionen Pfund für den staatlichen, chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS zusammen. Mit der Riesensumme schaffte es Moore ins Guinness-Buch der Rekorde.

Moore bezeichnet die Ärzte und Pfleger in den Kliniken als Helden der Corona-Pandemie. «Jeden Tag riskieren sie ihr Leben für uns.» Er selbst gerät ins Schwärmen, wenn er daran denkt, wie aufopferungsvoll sich Ärzte und Pfleger vor nicht allzu langer Zeit um ihn gekümmert hatten. Der Veteran litt unter Hüftproblemen und hatte Hautkrebs.

Für die Öffentlichkeit war die Zeremonie in Windsor tabu. Aber Moores Familie - Tocher Hannah, Schwiegersohn Colin, Enkel Benji und Enkelin Georgia - durften dabei sein. «Wir sind so stolz auf ihn», sagte Georgia am Freitag.

Ob die Jüngsten aber vom Ritterschlag so begeistert waren wie von einem anderen Clou ihres Opas? Moore stürmte nämlich die Charts mit einer eigenen Version der Fußball-Hymne «You'll Never Walk Alone». Den Song hatte er mit Sänger Michael Ball und einem NHS-Chor aufgenommen. «Meine Enkelkinder können nicht glauben, dass ich die Charts anführe!», so Moore damals.

Die Spendenaktion des alten Herrn machte so viel Eindruck, dass nicht nur die Queen und Premier Boris Johnson ihm zu seinem 100. Geburtstag gratulierten. Er erhielt 125 000 Geburtstagskarten aus der ganzen Welt. Zwei Flugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs überflogen das Haus des Veteranen in der Nähe von Bedford. Mit seiner Aktion animierte er auch andere Briten zu Spendenläufen, darunter eine gehbehinderte Seniorin, die sich zigfach die Treppe für einen guten Zweck hoch- und runterquälte.

In ihrem Elan sind sich der 100-Jährige und die Queen ähnlich. Ob sich die 94-Jährige nach der Zeremonie und der Hochzeit ihrer Enkelin am Samstag eine Pause gönnt? Mit ihren 25.000 Tagen im Amt schlägt sie alle anderen britischen Monarchen. Seit der Krönung 1953 erlebte Elizabeth zwölf Männer und zwei Frauen an der Regierungsspitze.

© dpa-infocom, dpa:200717-99-832861/3

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