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Treffen mit Trump
Schüler in den USA demonstrieren für schärferes Waffenrecht

Geschockt
Von Gefühlen überwältigt: das Repräsentantenhaus von Florida stimmt dagegen, sich mit schärferen Waffengesetzen zu befassen. Foto: Mark Wallheiser/AP
Nach dem Massaker von Parkland gehen in Florida und in Washington tausende Schüler auf die Straße: Sie wollen schärfere Waffengesetze. Trump zeigt sich gesprächsbereit - aber ob sich konkret etwas ändert?

Washington/Tallahassee (dpa) - Eine Woche nach dem Massaker an einer Schule mit 17 Toten sind tausende Schüler in Florida und Washington für eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA auf die Straße gegangen.

In Floridas Hauptstadt Tallahassee versammelten sich Überlebende des Blutbades von Parkland und viele andere Jugendliche vor dem Kapitol. In der US-Hauptstadt machten Schüler vor dem Kongress und dem Weißen Haus ihrem Ärger Luft.

In Washington sagte Schülerin M.C. Payen der Deutschen Presse-Agentur: «Übungen für Shootings (Angriffe mit Schusswaffen) gehören seit Kindergartentagen zu meinem Leben. Erklären Sie mal einem kleinen Kind, dass jemand mit einem Sturmgewehr in seine Schule kommt und Leute umbringen will.» Die 15-Jährige machte Politik und Waffenlobby für ein laxes Waffenrecht verantwortlich. «Aber unsere Geschichte zeigt, dass auch noch so unwahrscheinliche Neuerungen möglich sind - und deswegen sind wir hier.»

Hintergrund der neu aufgeflammten Debatte ist die Tat des 19-jährigen Nikolas Cruz. Er hatte am Mittwoch vor einer Woche an der Marjory Stoneman Douglas High School mit einer halbautomatischen Waffe 14 Schüler und 3 Erwachsene getötet.

In Washington zogen mehrere Hundert Schüler vom Kapitol vor das Weiße Haus. Am Abend (Mitteleuropäische Zeit) traf sich US-Präsident Donald Trump dort mit Schülern und Lehrern. «Es gab zu viele Zwischenfälle», außerdem habe es zu viel Gerede gegeben. «Wir müssen in dieser entsetzlichen Situation, die sich abspielt, etwas tun», sagte er.

«Ich kann hier sein, viele andere meiner Klassenkameraden nicht, das bringt einen einfach um den Verstand», sagte Schülerin Julie Cordover, die das Massaker von Parkland überlebte. «Kein Kind soll so etwas durchmachen müssen», sagte ihr Schulkamerad Matthew Blank. «Ich möchte einfach darum bitten, dass sich nun etwas ändert», sagte seine Mutter Melissa.

Angeblich soll Trump sich für Änderungen bei der Altersgrenze des Waffenerwerbs offen gezeigt haben, ebenso für strengere Überprüfungen. Ob solche zunächst nur symbolischen Andeutungen konkrete Politik des Kongresses werden, wenn sich die Wogen geglättet haben, ist fraglich.

«Ich bin hier, weil ich für ein Verbot halbautomatischer Waffen bin, wie sie in Parkland benutzt wurden», sagte Schülerin Molly Howard (14) in Washington der dpa. «Warum müssen Leute Zugang zu Kriegswaffen haben?»

In Floridas Hauptstadt Tallahassee trafen sich einige Überlebende des Massakers mit Abgeordneten. An anderen Orten des Bundesstaates schlossen sich Schüler mit Streiks den Protesten an.

Das Repräsentantenhaus von Florida erteilte einem strengeren Waffenrecht allerdings eine klare Absage. Es ging um ein Gesetz, das ein Verbot bestimmter halbautomatischer Gewehre - etwa des bei dem Massaker verwendeten Typs AR-15 - und großer Magazine eingeleitet hätte. Vor den Augen mehrerer überlebender Schüler lehnten die Abgeordneten der republikanisch dominierten Kammer den Entwurf deutlich ab.

Die Parkland-Überlebende Rachel Cantania sagte dem Sender CNN, sie und ihre Mitstreiter wollten so lange für das Thema kämpfen, bis sich etwas ändere. «Egal wie lange es dauern wird, etwas wird passieren», sagte sie.

In einer aktuellen Umfrage sprachen sich zwei Drittel der US-amerikanischen Wähler für eine Verschärfung der Gesetze aus. Laut einer repräsentativen Befragung der Quinnipiac-Universität sind 66 Prozent für strengere Gesetze. Das ist der höchste Zustimmungswert, seitdem die Uni 2012 zum ersten Mal danach fragte.

Für den 24. März planen die Schüler unter dem Motto «Marsch für unsere Leben» eine Großdemonstration in Washington. Die jugendlichen Anti-Waffen-Aktivisten erhielten prominente Unterstützung. Hollywood-Schauspieler George Clooney, Star-Regisseur Steven Spielberg, US-Talkqueen Oprah Winfrey und der Produzent und Ex-Disney-Chef Jeffrey Katzenberg kündigten für die Demo - teils mit ihren Partnern - Spenden in Höhe von zwei Millionen Dollar an.

Die Schüler wurden von rechten Webseiten, Bloggern und Talkradios als Marionetten der Demokraten bezeichnet. Sie ließen sich willfährig vor den Karren derer spannen, denen der zweite Verfassungszusatz - dort ist das Recht auf Selbstverteidigung verankert - immer schon ein Dorn im Auge gewesen sei.

Trump forderte das Justizministerium zu einem Verbot von Schnellfeuerkolben auf. Mit ihnen können halbautomatische Waffen so schnell schießen wie vollautomatische Gewehre. Einen solchen «Bump Stock» genannten Plastikaufsatz hatte im Oktober 2017 auch der Attentäter von Las Vegas benutzt. Er tötete 58 Menschen und sich selbst.

US-Medien kritisierten Trumps Aufforderung als minimales Entgegenkommen ohne große Folgen. Das Verbot der Schnellfeuerkolben war nach dem Massaker von Las Vegas im Kongress behandelt worden, dann geriet es in Vergessenheit. Geschehen ist seither nichts.

Ankündigung Marsch zum Kongress

Umfrage, Engl.

Methodik der Umfrage, Engl.

Video von Scott Pappalardo

Bericht CNN

Tweet Oprah Winfrey

Bericht USA Today

Bericht Hollywood Reporter

Tweet Justin Bieber

Die wiederholten Massaker in den USA haben einer Umfrage zufolge die Meinung zu strikteren Waffengesetzen im Land gedreht. Der repräsentativen landesweiten Befragung der Quinnipiac-Universität aus Hamden im Bundesstaat Connecticut zufolge sprechen sich zwei Drittel (66 Prozent) der US-Wähler für strengere Gesetze aus. Knapp ein Drittel ist dagegen (31 Prozent). Die Umfrage entstand nach dem jüngsten Massaker, bei dem an einer Schule in Florida 17 Menschen starben.

Das ist die höchste Zustimmung für eine Verschärfung des Waffenrechts, seitdem die Quinnipiac-Umfrage im Jahr 2012 zum ersten Mal danach fragte. Kurz vor Weihnachten 2015 hatte sich noch eine knappe Mehrheit von 50 Prozent gegen striktere Gesetze ausgesprochen (47 Prozent dafür). Innerhalb von gut zwei Jahren ist die Zustimmung damit um 19 Prozentpunkte gestiegen. Wer denke, Amerikaner seien unbeeindruckt von den tödlichen Schüssen, sollte umdenken, sagte Tim Malloy, stellvertretender Direktor des Umfrageinstituts.