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Neuwahl am 12. Dezember
Umfrage: Johnson wird bei Wahl als klarer Sieger hervorgehen

Wahlkampf in Großbritannien
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson (M) steht zwischen Schüler bei seinem Besuch eines Colleges. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
Die regierenden Konservativen strahlende Gewinner, Labour klare Verlierer - nach einer neuen Umfrage könnte so das Ergebnis der Parlamentswahl in zwei Wochen aussehen. Was sind die Gründe?

London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson steuert einer Umfrage zufolge mit seiner konservativen Tory-Partei auf einen deutlichen Sieg bei der Neuwahl am 12. Dezember zu.

Die Tories könnten auf eine Mehrheit von 68 Sitzen kommen, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die «Times» hervorgeht. Für Labour bahnt sich dagegen laut Umfrage die zweitschlimmste Niederlage nach dem Krieg an.

Derzeit haben die Konservativen keine Mehrheit im Parlament. Johnson will mit der Neuwahl die Unterstützung für seine Brexit-Pläne im völlig zerstrittenen Parlament ausbauen. Zu den weiteren heißen Eisen im Wahlkampf gehört der marode staatliche Gesundheitsdienst NHS.

Das wichtigste Wahlversprechen der Konservativen ist, den EU-Austritt bis zum 31. Januar 2020 mit dem nachverhandelten Brexit-Deal zu vollziehen. Labour will hingegen binnen drei Monaten ein neues Brexit-Abkommen verhandeln. Anschließend sollen die Briten in einem zweiten Referendum die Wahl zwischen einem Brexit mit enger Anbindung an die EU oder einem Verbleib in der Staatengemeinschaft haben.

Bei einer Wahl an diesem Donnerstag könnten die Konservativen der Umfrage zufolge 359 von 650 Sitzen bekommen - 42 mehr als bei der letzten Wahl 2017. Die größte Oppositionspartei Labour von Jeremy Corbyn dagegen würde nur noch 211 Sitze und damit 51 weniger als zuletzt erhalten. Die Tories werden demnach vor allem in den Labour-Hochburgen in den Midlands um Birmingham und in Nordengland den britischen Sozialdemokraten Sitze abluchsen.

Die Schottische Nationalpartei (SNP) von Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon käme der Umfrage zufolge bei der Neuwahl auf 43 Sitze (plus 8), die EU-freundlichen Liberaldemokraten auf 13 (plus 1).

Auch in anderen Umfragen lagen die Tories zuletzt deutlich vorn. Das vorausgesagte schlechte Abschneiden von Labour wird vor allem Corbyn selbst angelastet: An dem Alt-Linken scheiden sich die Geister. Viel Kritik brachte ihm ein, dass er erst relativ spät seine Haltung zum Brexit dargelegt hat. Außerdem werden immer wieder Antisemitismusvorwürfe gegen ihn und seine Partei laut. Der 70-Jährige räumte ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.

Großbritannien hat ein Mehrheitswahlrecht: Nur wer in einem der 650 Wahlkreise die Mehrheit holt, bekommt auch den entsprechenden Sitz im Parlament. Prognosen können daher leicht daneben liegen und einige wenige Wahlkreise unter Umständen das Zünglein an der Waage sein.

Die YouGove-Umfrage wird aber als recht zuverlässig eingestuft: Sie hatte 2017 ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse vorausgesagt - was sich als richtig erwies. Befragt wurden binnen sieben Tagen 100.000 Menschen, berücksichtigt wurden bei der Auswertung beispielsweise Alter, Geschlecht und lokale politische Gegebenheiten.