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Angst vor Katastrophe
Umweltschützer: Gefahr neuer Waldbrände in Russland steigt

Waldbrände in Sibirien
Qualm steigt von einem Waldbrand in der Reghion Krasnojarsk auf (Archiv). Foto: Emergency Situations Ministry Press Service/AP/dpa
In Russland standen im letzten Sommer riesige Waldflächen in Flammen. Und es brennt schon wieder. Umweltschützer sind besorgt. Ihre Prognosen für die nächsten Monate sind besorgniserregend.

Moskau (dpa) - Umweltschützer in Russland warnen vor schweren Waldbränden in den nächsten Monaten im größten Land der Erde. Sie befürchten, dass sich eine Katastrophe wie im vergangenen Sommer wiederholen könnte.

«Dieses Jahr ist die Situation wegen der Wetterbedingungen noch viel schlimmer», sagte der Brandschutz-Experte Grigori Kuksin von der Organisation Greenpeace in Russland. «Im Winter gab es keinen Schnee und der Frühling kam früh.»

In einigen Regionen Russlands gab es bereits erste Brände. In vielen Fällen wurden sie dem Umweltministerium zufolge von Menschen verursacht. Im Frühjahr verbrennen Dorfbewohner traditionell Laub und trockenes Gras. In vielen Regionen ist es derzeit aber sehr trocken - und solche Feuer greifen rasch auf die Umgebung über. Die Waldbrand-Saison werde in diesem Jahr wegen des frühen Beginns wohl länger dauern, sagte Kuksin der Deutschen Presse-Agentur.

In den Sommermonaten 2019 wüteten vor allem in den Wäldern Sibiriens schwere Brände. Betroffen war auch die Taiga. Das ist ein für das Weltklima wichtiger Waldgürtel. Nach Schätzungen von Greenpeace auf Grundlage von staatlichen Satellitendaten fielen insgesamt 15 Millionen Hektar den Flammen zum Opfer. Das ist mehr als ein Drittel der Fläche Deutschlands.

Giftiger Rauch lag über vielen Dörfern und Städten. Menschen klagten über Atembeschwerden. Wegen des dichten Qualms wurde es kaum hell. Wohnhäuser waren von den Bränden meist nicht direkt bedroht, weil weite Gebiete Sibiriens nicht bewohnt sind.

Der damalige Ministerpräsident Dmitri Medwedew hatte den betroffenen Regionen Ende 2019 sechs Milliarden Rubel (rund 74 Millionen Euro) Soforthilfe zukommen lassen. Das Geld sollte in eine bessere Überwachung und den Schutz von Wäldern gesteckt werden. Außerdem sollten die Kapazitäten für Löscheinsätze aus der Luft erhöht werden.

Russland sei diesmal nicht besser vorbereitet, ist Umweltschützer Kuksin aber überzeugt. Die Regierung stelle nicht dauerhaft mehr Geld zur Verfügung, um Brände künftig zu verhindern. «Es gab viele Versprechen, aber sie wurden nicht erfüllt», so der Leiter des Brandschutzprogramms bei Greenpeace. Wichtige Gesetzesinitiativen seien noch nicht umgesetzt.

Greenpeace zufolge dauert es je nach Baumart mehr als zehn Jahre, bis sich ein Wald wieder erholt hat. Die Umweltschützer schätzen, dass allein bei den Bränden im vorigen Jahr rund eine Milliarde Tiere wie Insekten und größere Waldbewohner den Flammen zum Opfer fielen.

In Sibirien kommt es im Sommer immer wieder zu Bränden in Wäldern und auf Steppen. Im vergangenen Jahr fielen sie wegen der Trockenheit heftiger aus als in den Vorjahren. Dem Umweltministerium zufolge wird die weitere Entwicklung auch davon abhängen, ob die Menschen die Brandschutzvorschriften nun einhalten und wie schnell lokale Behörden Brände feststellen und sie löschen können.

Russen zünden traditionell im Sommer unzählige Lagerfeuer an. Manche geraten außer Kontrolle. Vielleicht seien die Menschen nun achtsamer und würden auch den Feuerwehren mehr beim Löschen helfen, so Kuksin. «Wir hoffen nun, dass sich durch unsere Arbeit die Denkweise der Menschen etwas verändert.»

Greenpeace Russland