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Lateinamerika
Verschleppte Studenten in Mexiko: Kommandeur beschuldigt

Protest in Mexiko-Stadt
Demonstranten in Mexiko-Stadt fordern Gerechtigkeit für die 43 verschwundenen Ayotzinapa-Studenten. Foto: Marco Ugarte
2014 verschleppten korrupte Polizisten in Mexiko dutzende Studenten und übergaben sie einem Verbrechersyndikat. Was danach geschah, ist unklar - doch Jahre später kommen immer mehr Details ans Licht.

Mexiko-Stadt. Im Fall der 43 jüngst für tot erklärten Studenten in Mexiko ist ein hochrangiger Militär direkt beschuldigt worden. Der damalige Kommandeur des 27. Infanterie-Bataillons im Bundesstaat Guerrero habe 2014 die Ermordung von sechs der jungen Männer angeordnet, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Alejandro Encinas. Die Opfer sollen bis zu vier Tage nach der Entführung in einem Lagerhaus festgehalten und dann getötet worden sein.

Encinas leitet die Wahrheitskommission, die kürzlich einen Bericht zu dem Fall vorlegte. Darin wurde das Militär mitverantwortlich für das Verschwindenlassen der jungen Männer gemacht. Encinas sprach von einem «Staatsverbrechen». Der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam wurde mittlerweile verhaftet. Er soll die Ermittlungen manipuliert haben, unter anderem wurden offenbar Verdächtige gefoltert. Bislang wurden 83 Haftbefehle erlassen, darunter 20 gegen Militärs.

Korrupte Polizisten hatten die Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa in der südlichen Stadt Iguala in der Nacht zum 27. September 2014 verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben. Die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Laut dem Bericht der Wahrheitskommission wurden wohl alle getötet. Bislang wurden allerdings nur Knochenfragmente von drei der jungen Männer gefunden und identifiziert.

© dpa-infocom, dpa:220827-99-530999/3