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Kritik an Bundeswehr
Von der Leyen räumt in Moorbrand-Region Fehler ein

Von der Leyen besucht die Moorbrand-Region im Emsland und macht sich ein Bild der Lage. Dort spricht sie mit betroffenen Anwohnern und entschuldigt sich persönlich. Dass die Bundeswehr Fehler gemacht hat, will die Ministerin nicht vom Tisch wischen.

Meppen (dpa) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat beim Besuch der Moorbrand-Region im Emsland Bundeswehr-Pannen eingeräumt und sich bei der Bevölkerung entschuldigt.

«Wir haben hier wirklich eine Scharte auszuwetzen», sagte sie im Gespräch mit Bürgern und Helfern in der Ortsmitte von Stavern bei Meppen.

So sei es ein Fehler der Bundeswehr-Verantwortlichen gewesen, dass nicht schnell genug die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden zur Hilfe gerufen wurden. «Dann hätten wir wahrscheinlich Schlimmeres verhindern können», meinte die Ministerin.

Zudem sei «sicherlich die Frage zu stellen, ob diese Tests zu dieser Jahreszeit mit dem sehr, sehr trockenen Sommer, den wir gehabt haben, so hätten stattfinden müssen», fügte von der Leyen hinzu. «Aber ich bin mir auch darüber im Klaren, dass die Information dann anschließend holperig war, dass wir dort auch deutlich besser werden müssen.»

Der Moorbrand auf einem nahe gelegenen Bundeswehrgelände schwelt seit mittlerweile gut zwei Wochen. Er war auf dem Übungsgelände ausgebrochen, als von einem Kampfhubschrauber des Typs Tiger aus Raketen abgefeuert wurden. Nach Bundeswehrangaben hat der Brand zwischenzeitlich eine 800 Hektar große Fläche erfasst.

Von der Leyen betonte, die Bundeswehr wolle den Fall aufarbeiten und über die Ergebnisse auch mit den Menschen im Emsland sprechen. Sie dankte noch einmal den Einsatzkräften. Die Bundeswehr unterstütze die Rettungskräfte nun mit aller Kraft. Der Fall beschäftigt derweil auch die Justiz: Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Brandstiftung gegen Unbekannt.

Den Ortschaften Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1100 Einwohnern drohte am Freitag zunächst eine Evakuierung. Es bestand die Sorge, dass der Wind Glutnester von der Bundeswehr-Moorfläche in einen benachbarten Wald tragen könnte. Dazu wurden vorsorglich weitere Feuerwehrkräfte aus dem Ammerland, Verden und Oldenburg sowie zusätzliche Einsatzkräfte der Polizei in den Ort gebracht.

Der Landkreis Emsland hatte am Freitag wegen des Moorbrandes Katastrophenalarm ausgerufen. Am Samstag teilte der Kreis mit, Messungen mit mobilen Stationen hätten ergeben, dass «keine akute Gesundheitsgefährdung» durch die Rauchentwicklung vor Ort bestehe. «Natürlich gibt es nach wie vor Geruchsbelästigungen, und auch die emotionale Belastung für die Anwohner vor Ort ist weiter hoch. Aber eine Grenzwertüberschreitung wurde nicht ermittelt», betonte Landrat Reinhard Winter.

Auch ein mobiler Einsatzwagen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) war wegen des Moorbrandes im Einsatz. Experten können darin genommene Proben direkt vor Ort auf giftige Brandrückstände analysieren.

Die Bundeswehr wollte den schwelenden Brand am Samstag mit Transportflugzeugen und Tornado-Jets bekämpfen. Die Tornados sollten ab dem Nachmittag zum Einsatz kommen, sagte Oberst Thomas Groeters bei einer Lagebesprechung vor Ort. Die Jets könnten Fotos und Wärmebildaufnahmen des Moorgebietes machen, um Glutnester im Boden zu sichten, die sonst nur schwer zu entdecken sind, berichteten «Neue Osnabrücker Zeitung» und Ostfriesen-Zeitung». Vorher flog die Luftwaffe mit Hubschraubern Löscheinsätze über dem Gebiet.

Moorbrände können etwa durch Blitzschlag oder fahrlässiges Handeln des Menschen ausgelöst werden - wie nun auf einem Bundeswehrgelände bei Meppen. Dass es dort überhaupt zu einem derart hartnäckigen Brand kommen konnte, hängt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde damit zusammen, dass es sich um ein entwässertes Moor handelt. Der Wasserstand wurde dort wie in weiten Teilen des Emslands stark abgesenkt, um die Flächen vor allem landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Dazu kommt, dass nach dem heißen und trockenen Sommer die oberen Torfschichten vollkommen ausgetrocknet sind.

Die Bekämpfung eines Moorbrandes ist besonders schwierig, weil der Brand sich nicht von oben nach unten ausdehnt, sondern auch unter der Oberfläche wüten kann. An Stellen, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind, kann es unter der Oberfläche zu Brandherden kommen. Zur Bekämpfung von Bränden im Moorgelände sind die Feuerwehren der Region mit Fahrzeugen mit breiten Reifen ausgestattet, die die Flächen befahren können. Ein Wetterumschwung mit üppigem Regen kann aus Expertensicht dazu beitragen, den Brand zu ersticken. Es müsste aber langandauernd regnen, damit alle Glutnester erstickt werden.