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Demo gegen Diskriminierung
Zehntausende Israelis protestieren bei Gay-Pride-Parade

Gay-Pride-Parade
Zehntausende kamen zur jährlichen Gay-Pride-Parade gegen die Diskriminierung Homosexueller. Foto: Ilia Yefimovich
Paar in Tel Aviv
Das schwules Paar aus Tel Aviv ist im vergangenen Jahr mithilfe einer Leihmutter Eltern geworden - in Kanada. Foto: Aron Bilek
Die Demonstration gegen die Diskriminierung Homosexueller wird dieses Jahr zum Ausdruck eines grundsätzlichen Gefühls - der Frage: Wie gleich sind die Bürger Israels?

Jerusalem (dpa) - Auf der Gay-Pride-Parade in Jerusalem haben nach Angaben der Veranstalter rund 35.000 Menschen demonstriert. Sie forderten gleiche Rechte für Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle (LGBT) sowie eine Änderung des Leihmutterschaftsgesetzes.

«Das Gesetz ist diskriminierend gegen schwule Männer», sagte Eran Globus, Vorsitzender des Veranstalters Jerusalem Open House. Dies sei die bisher größte Gay-Pride-Parade in Jerusalem.

Die Polizei setzte nach Medienberichten 2500 Sicherheitskräfte ein. Zwei Gegendemonstrationen waren demnach zugelassen. Mehr als 200 orthodoxe Rabbiner hätten zuvor einen Brief unterzeichnet, in dem Mitglieder der LGBT-Gemeinde als «Perverse» bezeichnet wurden. Nach Angaben des israelischen Radios wurden 30 militante Anti-LGBT-Aktivisten aufgefordert, während der Parade außerhalb der Stadt zu bleiben.

Hintergrund für die große Beteiligung in diesem Jahr ist auch eine Änderung des Leihmutterschaftsgesetzes. «Aber das ist nun ein viel größeres Thema geworden», sagte Globus. Es gehe um die grundsätzliche Frage: «Wird Israel ein Land, in dem alle Menschen, egal ob LGBT oder nicht, frei und ohne Diskriminierung leben können?»

Die Regierung hatte im Juli entschieden, dass künftig nicht nur heterosexuelle Paare, sondern auch ledige Frauen mit Hilfe einer Leihmutter Kinder bekommen dürfen - aber nicht ledige Männer. Schwule Männer sehen sich dadurch des Rechtes beraubt, in ihrem eigenen Land Väter zu werden.

Vor drei Jahren hatte ein strengreligiöser Jude bei der Parade eine 16-Jährige erstochen. Ein Gericht verurteilte den Mörder später zu lebenslanger Haft plus 31 Jahre. Er hatte bereits 2005 bei der Gay-Pride-Parade in Jerusalem Teilnehmer mit einem Messer verletzt.