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Sprengstoff-Anschläge auf Firmen: Elektriker angeklagt

Eine Statue der Justitia
Eine Justitia-Figur steht unter freiem Himmel. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild
Erst traf es einen Getränkehersteller, dann die Lidl-Zentrale und zudem ging Post mit einem Sprengsatz an den Babynahrungshersteller Hipp. Nun soll einem Elektriker der Prozess gemacht werden. Die Ermittler geben Details zu seinem Vorgehen preis.
Ulm.

Heidelberg (dpa) - Nach Anschlägen mit selbstgebauten Sprengsätzen auf süddeutsche Lebensmittelunternehmen will die Staatsanwaltschaft einen 66-Jährigen dafür vor Gericht zur Verantwortung ziehen. Mehrere Menschen waren durch die explosiven Postsendungen im Frühjahr verletzt worden. Die Heidelberger Ermittler gehen davon aus, dass der Mann Geld erzwingen wollte. Wann der Prozess beginnt, ist offen.

Die Serie der explosiven Postsendungen hatte am 16. Februar in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) begonnen. Dort war in der Warenannahme des Getränkeherstellers ADM Wild ein Mann durch eine Verpuffung verletzt worden, als er ein Paket annahm. Am Folgetag kam es beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) zu einer Explosion mit drei Verletzten. Ein drittes Paket, das an den Babynahrungshersteller Hipp im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm adressiert war, wurde in einem Paketverteilzentrum am Flughafen München abgefangen und entschärft.

Beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg ermittelte eine Sonderkommission mit zeitweise mehr als 100 Beamten. Kurz nach den Anschlägen nahm die Polizei den Tatverdächtigen aus dem Raum Ulm fest. Er sitzt seither in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg hat den 66-Jährigen nach Angaben vom Dienstag nun wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, der gefährlichen Körperverletzung und der versuchten schweren Körperverletzung angeklagt. Ihm droht den Angaben zufolge eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren. Das Landgericht Heidelberg muss jetzt entscheiden, ob und wann es einen Prozess ansetzt.

Wie die Ermittler mitteilten, hatte der Mann die Sprengvorrichtungen selbst gebaut. Um die Sprengstoffmasse herzustellen, soll er Zündholzköpfe abgeschabt haben. Zu den Mengen machte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben. Die Post habe der Angeklagte unter Androhung weiterer Gewalttaten gegen Mitarbeiter und/oder Kunden an die Unternehmen geschickt. So habe er Geld erzwingen wollen.

Der Beschuldigte habe in Kauf genommen, dass Menschen beim Öffnen der Pakete durch die Explosionen verletzt würden. «Insbesondere soll er damit gerechnet haben, dass durch die Detonation wichtige Organe im Gesichtsbereich dauerhaft beeinträchtigt und Teile der Hände, insbesondere Finger, durch die Explosion so stark verletzt würden, dass sie nicht mehr gebrauchsfähig sind, wie dies typischerweise beim Öffnen von Brief- und Paketbomben passieren kann», hieß es.

© dpa-infocom, dpa:210525-99-735354/4

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