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75 000. Stolperstein verlegt: Erinnerung an Memminger Juden

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine
Gunter Demnig, Initiator des Projekts, verlegt Stolpersteine. Foto: Stefan Puchner/dpa
In Erinnerung an Opfer der Nazi-Diktatur verlegt Künstler Gunter Demnig seit Jahren Stolpersteine in Europa. Ein Jubiläumsstein hat nun seinen Platz in Schwaben bekommen. Das Gebäude, vor dem er in den Boden eingelassen wurde, hat Demnig gezielt ausgesucht.
Memmingen.

Memmingen (dpa/lby) - In Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern Europas wird mit den sogenannten Stolpersteinen an die Opfer der Nazi-Diktatur erinnert. Am Sonntag hat der Initiator des Projekts, der Künstler Gunter Demnig, in Memmingen den 75 000. Stolperstein verlegt. Der Jubiläumsstein und ein weiterer Stolperstein erinnern künftig an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenbaum, berichtete der Verein Stolpersteine in Memmingen.

Die Steine wurden vor dem früheren Wohnhaus von Martha und Benno Rosenbaum verlegt. In genau dem Gebäude befindet sich heute die Rechtsanwaltskanzlei von Christoph Maier, dem parlamentarischen Geschäftsführer der AfD im bayerischen Landtag. Der Ort sei gezielt ausgesucht worden, sagte Demnig der Deutschen Presse-Agentur. AfD-Politiker hätten sich mehrfach gegen die Stolpersteine ausgesprochen. Zudem gehe die Nachfrage in Regionen wie Sachsen und Thüringen, wo die AfD stark ist, spürbar zurück. «Da wollten wir ein Zeichen setzen. Ob es verstanden wird, ist eine andere Frage.» Maier war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die Stolpersteine werden mit einer kleinen Messingplatte versehen, die biografische Angaben über die Opfer enthalten. Sie werden dann vor den früheren Wohnhäusern der Verfolgten des Naziregimes in den Bürgersteig eingelassen. Demnig arbeitet seit den 1990er Jahren an dem Erinnerungsprojekt, in Deutschland gibt es nach Angaben des Künstlers die kleinen Gedenksteine in mehr als 1250 Gemeinden. In Städten wie München hat man andere Formen des Gedächtnisses an die Opfer der Nationalsozialisten gewählt - etwa Stelen oder Tafeln.

In Memmingen werden seit 2014 Stolpersteine verlegt, mittlerweile sind mehr als 100 Stück im Stadtgebiet zu finden. Die Nazis hatten während des Pogroms am 10. November 1938 die Wohnung der wohlhabenden Familie Rosenbaum verwüstet, als die Eheleute nicht anwesend waren. Das Paar floh 1941 nach Montevideo, in die Hauptstadt Uruguays. Dort brachte sich der Mann drei Jahre später um. Nach Angaben des Memminger Vereins hat es Benno Rosenbaum nicht ertragen, dass er seine Geburtsstadt Memmingen verlassen musste.

«Erinnern ist notwendig für die wehrhafte Demokratie», sagte der Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle (CSU). «Die Schicksale dieser Menschen dürfen uns nicht einerlei sei.» Erst durch den Namen und Informationen über das Leben würden sie auch Vorübergehenden ins Bewusstsein kommen, so Spaenle. «Und mit ihren Namen auch das größte Unrecht, das unter deutschem Namen jemals geschehen ist.»

Stolperstein-Projekt

Stolpersteine in Memmingen