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Abstand halten im Präsenzunterricht: Kritik an Eisenmann

Ein Klassenraum
Ein leerer Klassenraum. Foto: Sina Schuldt/dpa/dpa-tmn/Symbolbild
Stuttgart (dpa/lsw) - Wenn die Fünft- und Sechstklässler übernächsten Montag wieder alle auf einmal in die Schule zurückkehren, sollen sie im Unterricht die Corona-Abstandsregeln einhalten. Darüber hat Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Freitag die Schulen im Land informiert. Doch wie die Schulen das bewerkstelligen sollen - etwa durch die Teilung von Klassen -, darüber steht nichts in dem Brief.
Stuttgart.

Die Opposition aus SPD und FDP warf der Ministerin vor, die Schulen allein zu lassen. «Ob überall ausreichend große Räume zur Verfügung stehen, ist sehr zweifelhaft», sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke der dpa in Stuttgart. Offensichtlich seien die Konsequenzen der vollständigen Rückkehr nicht bedacht worden. Ex-Kultusminister und SPD-Chef Andreas Stoch hielt Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor, niemand wisse, wie das organisiert werden solle. Unklar sei etwa, wie die Aufsichtspflicht gewährleistet werden soll, wenn Lehrerinnen oder Lehrer in zwei Räumen gleichzeitig unterrichten.

Eine Ministeriumssprecherin teilte der dpa auf Anfrage mit: «Da die Schulgebäude in weiten Teilen derzeit noch leer stehen, bestehen vor Ort schulorganisatorische Spielräume, um den Abstands- und Hygieneregeln Rechnung zu tragen. Sind die nutzbaren Räume groß genug, müssen die Klassen dafür nicht zwingend geteilt werden. Die Teilung und Verteilung auf unterschiedliche Räume ist aber durchaus möglich.» Das hänge von der Situation vor Ort ab. Wie Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in mehreren Räumen betreut werden sollen, erläuterte sie nicht.

Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sagte der dpa: «Wir haben vereinbart, dass die AHA-Regeln gelten. Das muss die Kultusministerin sicherstellen.» So könnten etwa Musik- oder Festsäle genutzt werden. Wenn aber die Klassen wegen Platznot geteilt werden müssten, benötige man zusätzliches Personal. «Eisenmann muss sicherstellen, dass auch die Kinder im zweiten Klassenzimmer betreut werden.» Dafür müssten Referendare, Lehramtsstudenten oder andere pädagogische Fachkräfte eingesetzt werden.

Der Philologenverband hatte die Vorgabe des Ministeriums ebenfalls kritisiert. Verbandschef Ralf Scholl sagte der dpa, er frage sich, wie das gehen solle, dass die Lehrkräfte in mehreren Räumen gleichzeitig unterrichten sollen. «Die Aufsichtspflicht ist dann wohl aufgehoben.»

© dpa-infocom, dpa:210305-99-707257/2