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Baldige Öffnung von Kitas und Grundschulen unwahrscheinlich

Verdacht auf Corona-Mutante in Freiburger Kita
Das Gebäude der Kita Immergrün steht im Freiburger Stadtteil Vauban. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
Es war befürchtet worden: In einer Freiburger Kita hat sich die Corona-Mutante stark verbreitet. Kann die Landesregierung die baldige Öffnung von Schulen und Kitas nun überhaupt noch verantworten? Die Kultusministerin wehrt sich gegen ein eiliges Nein.
Freiburg im Breisgau.

Stuttgart/Freiburg (dpa/lsw) - Bei dem Ausbruch einer neuen Coronavirus-Variante in einer Freiburger Kita haben sich deutlich mehr Menschen angesteckt als bisher bekannt. Bei 18 Kindern und Erzieherinnen und Erziehern aus der Kita Immergrün sei eine mutierte Variante des Coronavirus nachgewiesen worden, teilte das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald am Donnerstag in Freiburg mit. Es stehen noch weitere sieben Überprüfungen aus. Inzwischen gelten elf Kinder und 14 Erzieher aus der Kita als Corona-Fälle. Das ist ein Kind mehr als nach den Angaben vom Mittwoch. Hinzu kämen neun enge Kontaktpersonen.

Mit dem stärkeren Ausbruch wird eine baldige landesweite Öffnung von Kitas und Grundschulen unwahrscheinlicher. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte am Mittwoch die Entscheidung für die Lockerung wegen des Auftretens des Mutanten in der Kita verschoben. Am Donnerstag stritten sich Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) darüber, welche Konsequenzen aus dem Fall gezogen werden müssen.

Die Krankheitsverläufe der Infizierten in Freiburg sollen moderat gewesen sein, hieß es. Der Corona-Ausbruch geht nach Erkenntnissen des Trägers, der Diakonie, auf einen Erzieher zurück, der zunächst keine Symptome hatte.

Der Grünen-Politiker Lucha sprach sich gegen eine baldige Öffnung von Kitas und Schulen aus. In einem Brief an Eisenmann vom Donnerstag fordert er die Kultusministerin stattdessen auf, auch die Notbetreuung einzuschränken. «Nicht zuletzt angesichts der aufgetretenen Mutation in einer Kindertagesstätte in Freiburg sind Sie jetzt dazu aufgerufen, die Gruppen in der Notbetreuung in Schulen und Kindertagesstätten wirklich klein zu halten.» Bei SWR Aktuell forderte Lucha, «dass die Betreuung der Kinder über Homeschooling im Primarbereich nochmal besser wird».

Eisenmann hielt dagegen und forderte das Gesundheitsministerium und das Landesgesundheitsamt auf, den genauen Sachverhalt bei der Kita in Freiburg zunächst «lückenlos» aufzuklären. «Erst danach kann die Gesamtsituation bewertet und über das weitere Vorgehen beraten werden», sagte die CDU-Politikerin. Luchas Forderung nach einer Einschränkung der Notbetreuung wies Eisenmann entschieden zurück: «Familien sind in besonderer Weise von den Einschränkungen der Corona-Maßnahmen betroffen.» Sie fügte hinzu: «Es irritiert deshalb, dass Familienminister Lucha die Lebenswirklichkeit der Familien verkennt.»

Eisenmann, die auch CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 14. März ist, wies zudem darauf hin, dass alles dafür spreche, dass die Virusübertragung im privaten Bereich stattgefunden habe. Deshalb warnte sie davor, aus dem Freiburger Fall vorschnelle Konsequenzen zu ziehen. «Unser Eindruck ist, dass die Einrichtungen und die Eltern sehr verantwortungsvoll mit der Notbetreuung umgehen und ihre Hygienekonzepte sehr umsichtig und konsequent umsetzen.» Sie forderte von Lucha zudem Aufklärung darüber, «warum das Ergebnis der Sequenzierung, also die Erkenntnis einer Mutation, erst zwei Wochen nach Auftreten des Falls vorlag».

Auch über die Teststrategie an Kitas und Schulen sind sich die Minister nicht einig. Lucha bot an, kurzfristig Schnelltests für das verbleibende Personal in der Notbetreuung aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen. So könne mehrmals pro Woche ein Schnelltest durchgeführt werden. «Sie sind jedoch dafür verantwortlich, die Strukturen in den Kindertagesstätten und Schulen nun wirklich auch kurzfristig zu organisieren, um das Angebot der Testungen umsetzen zu können», mahnte der Grünen-Politiker. Eisenmann teilte mit, sie begrüße es, wenn sich Lucha «nun bewegt und mehr Schnelltests zur Verfügung stellen möchte». Sie warte aber noch auf ein konkretes Angebot.

© dpa-infocom, dpa:210128-99-207618/3