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Brüder auf Anklagebank: Prozess nach Angriff in Waiblingen

Landgericht Stuttgart
Ein Schild weist an einer Fassade auf das Landgericht Stuttgart hin. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild
Die Liste der Verletzungen ist lang: Brüche, Schussverletzungen, Risse und Wunden durch Messerstiche. Und doch hat ein Mann aus Waiblingen einen brutalen Angriff im Januar überlebt. Nun stehen vier Brüder als mutmaßliche Täter vor Gericht. Das Motiv ist unklar.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Aus Vergeltung für eine Schlägerei sollen zwei Brüder einen Freund in Waiblingen verprügelt, angeschossen und auf diese Weise lebensgefährlich verletzt haben. Bei der Bluttat im Rems-Murr-Kreis im vergangenen Januar sollen zwei weitere Brüder vor der Werkstatt Schmiere gestanden haben, wie ihnen die Staatsanwaltschaft zum Prozessbeginn am Montag vor dem Landgericht Stuttgart vorwarf. Alle vier Männer im Alter zwischen 26 und 29 Jahren sind wegen versuchten Mordes angeklagt. Sie hätten den Tatort verlassen, weil sie davon ausgegangen waren, das Opfer sei bereits tot.

Als Motiv nannte der Staatsanwaltschaft einen Streit um Schulden, bei dem das spätere Opfer einen der Brüder - einen 27-Jährigen - knapp drei Wochen vor der Waiblinger Tat zusammengeschlagen haben soll. Der Angriff auf den Pächter einer Autowerkstatt sei die «Rache für die Geschehnisse» gewesen. Der 27-Jährige soll die Schüsse abgegeben haben. Der Prozess hatte im September begonnen, war aber wegen einer erkrankten Richterin abgebrochen und dann neu angesetzt worden.

Der älteste Angeklagte sagte aus, er sei von dem 27-jährigen mutmaßlichen Schützen überrumpelt und von der Tat völlig überrascht worden. «Ich weiß bis heute einfach nicht, wie das passieren konnte», sagte der Rolltreppenreiniger, in dessen Unternehmen zwei der Angeklagten arbeiten. Er habe seinen Bruder zur Werkstatt des Opfers gefahren, das mit diesem sehr eng befreundet gewesen sei. «Die waren wie Brüder», sagte er unter Tränen aus. Vor der Werkstatt habe er lediglich im Auto gewartet, bis aus dem Innern der Gewerbehalle ein lauter Knall zu hören gewesen sei. Nach seiner Darstellung war es reiner Zufall, dass das Quartett im selben Auto unterwegs war.

Sein Bruder habe ihm gegenüber die Tat später als Notwehr dargestellt. Er habe demnach gedacht, das spätere Opfer habe eine Waffe ziehen wollen. Ansonsten hätten die Brüder nach der Tat kaum gesprochen.

Der 27-Jährige wollte sich vor Gericht zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern, auch sein ebenfalls in der Werkstatt anwesender Bruder sagte nicht zur Sache aus. Mit einem Urteil wird nicht vor Februar 2021 gerechnet.

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