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Drogeriemarkt dm will nachhaltiger werden

Holzzahnbürste der Drogeriemarktkette dm
Eine Zahnbürste aus Holz von alverde Naturkosmetik liegt auf der Verpackung. Foto: Uli Deck Foto: dpanitf3
Von der Holz-Zahnbürste zur recycelten Verpackung: Die Drogeriekette dm will umweltbewusster werden - und arbeitet dafür auch mit der schärfsten Konkurrenz zusammen.
Karlsruhe.

Karlsruhe (dpa/lsw) - Weniger Kunststoff und mehr Verpackungen aus recyceltem Material - Deutschlands größter Drogeriemarkt dm will nachhaltiger werden. Auch im Sortiment. Neben Bio-Produkten und Natur-Textilien will der Branchenprimus verstärkt Artikel aus nachwachsenden Rohstoffen anbieten. Schon im Regal ist eine «vegane Holzzahnbürste» mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in der Schweiz. Plastikbürsten gibt es zwar nach wie vor. «Grundsätzlich gilt aber, dass Produkte möglichst kurze Produktions- und Rohstoffwege haben», erläuterte dm-Chef Erich Harsch am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen in Karlsruhe.

dm hat sich mit rund 30 Händlern, Entsorgern und Verpackungsfirmen zu einem «Rezyklat-Forum» zusammengeschlossen, bei dem auch Konkurrent Rossmann mitmacht. Es will das Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft erhöhen, Kunststoffverpackungen reduzieren und höhere Recyclingquoten erzielen. Auf Verpackungen sollen genaue Hinweise kommen, wie sie richtig entsorgt werden. Derzeit dürfen nur Rezyklate wiederverwertet werden, die den Qualitätsstandard «lebensmitteltauglich» erfüllen. Damit mehr recycelt werden kann, setzt sich das Forum für zusätzliche Kosmetik- und Reinigungsmittelstandards ein. Im Herbst sei ein Treffen mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) geplant.

Insgesamt werden nach dm-Angaben 80 Prozent der Eigenmarken in Deutschland und «im näheren EU-Umland» produziert. Auch gibt es Rezepturumstellungen: In mehr als 80 Produkten der dm-Eigenmarke Balea kommen keine synthetischen Polymere mehr vor. Diese werden häufig in der Haar-, Körper- und Gesichtspflege zugesetzt; die Folgen für die Umwelt sind umstritten.

dm setzt auch im laufenden Geschäftsjahr (1. Oktober 2018 - 30. September 2019) auf stetiges Wachstum, angepeilt sind konzernweit etwa drei Prozent mehr Umsatz. Zum Gewinn macht das Unternehmen traditionell keine Angaben. Es wird aber mit einer Umsatzrendite von etwa einem Prozent gerechnet.

In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres erhöhte sich der Umsatz konzernweit um 3,6 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro; in Deutschland wuchs dm auf 4,2 Milliarden Euro (plus 2,2 Prozent). «Wir sind auf einem guten Weg zu 600 Millionen Kunden für das laufende Geschäftsjahr, 293 Millionen waren es im ersten Halbjahr in unseren 1977 dm-Märkten», sagte Harsch. Ob bei den Märkten die 2000-Marke erreicht werde, hänge im Wesentlichen von den Genehmigungsverfahren an den jeweiligen Standorten ab.

Das prozentual größte Wachstum wurde mit über acht Prozent im Ausland erzielt. Besonders gut lief es in Italien, Rumänien, Tschechien und Serbien. dm-Eigenmarken gibt es auch in China und seit Jahresbeginn zudem in Südkorea. Noch ganz am Anfang ist ein Test mit E-Ladesäulen: Kunden können an drei dm-Standorten in Baden-Württemberg eine Schnellladestation nutzen. Fünf weitere Ladesäulen sind mit der EnBW in den kommenden Monaten geplant.

Den Einstieg in den Drogeriemarkt, den Edeka mit der regionalen Hamburger Kette Budnikowsky vorantreibt, sieht Harsch demonstrativ gelassen. Er sei skeptisch, ob die Strategie langfristig Erfolg habe. «Aber jede Mücke sticht.»

Für dm arbeiteten zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres in 13 Ländern rund 60 000 Beschäftigte, davon mehr als 40 000 in Deutschland. Fast fertig ist die neue Firmenzentrale in Karlsruhe: «Im Juli werden die ersten Kollegen einziehen», sagte Harsch. Insgesamt ist dort für 1800 Beschäftigte Platz. Das dritte Warenverteilzentrum in Wustermark soll voraussichtlich im Frühjahr 2020 in Betrieb genommen werden.

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