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Erntehelfer als Risikofaktor bei Spargel und Erdbeeren

Erntehelfer
Ein Erntehelfer sticht Spargel. Foto: Armin Weigel/Archivbild Foto: dpanitf3
Weiß und rot dominieren im Frühjahr viele Auslagen der Marktstände. Die Spargelernte in Baden geht langsam in den letzten Monat, bei den Erdbeeren steht der Höhepunkt noch bevor. Trotz großer Nachfrage gibt es Probleme.
Bruchsal.

Bruchsal (dpa/lsw) - Der Mangel an Erntehelfern könnte bei der laufenden Spargel- und Erdbeerernte in Baden noch zum Problem werden. Die wegen der zuletzt kühlen Witterung relativ geringen Mengen könnten aber bewältigt werden, sagte der Geschäftsführer der Bruchsaler Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA), Hans Lehar. Er kenne Unternehmen, bei denen zugesagte Erntehelfer nicht erschienen seien. «Das Thema Arbeitskräfte wird die Landwirtschaft die nächsten Jahre ganz massiv begleiten. Es wird eine der größten Herausforderungen werden, wie wir unsere Ente eingebracht kriegen.»

Bereits im März hatte der Landesverband Erwerbsobstbau, der rund 3200 Obstbauern im Südwesten vertritt, Alarm geschlagen. Es sei der Verlust von Sonderkulturen zu befürchten. Auch der Landesbauernverband Baden-Württemberg und der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) hatte vor dem Verlust von Anbaufläche gewarnt.

Aus den osteuropäischen Ländern kommen nach Lehars Angaben weniger Helfer weil viele inzwischen Arbeit in ihrer Heimat hätten. Künftig werde man verstärkt in Ländern außerhalb der EU suchen müssen. «Landwirtschaft und Politik werden nicht umhin kommen, da Wege zu finden.»

Für Agrarminister Peter Hauk (CDU) ist die Öffnung des Arbeitsmarktes für Saisonkräfte aus Ländern außerhalb der EU dringend erforderlich. Das könne durch zwischenstaatliche Abkommen erfolgen. «Nach unseren Informationen arbeitet der Bund an diesem Thema», teilte der CDU-Politiker mit. Länder wie die Ukraine, Serbien, Mazedonien, Moldawien und Albanien seien als mögliche Kooperationspartner im Gespräch. «Das würde die Lage entspannen helfen.»

Ein Riesenproblem sei auch der Mindestlohn, sagte Lehar. Die Lohnkostensteigerungen seien bei den Erlösen nicht kompensiert worden. «Wir bekommen nicht 40 oder 50 Prozent höhere Preise am Markt.» Das gehe voll zu Lasten der Betriebe. Man dürfe nicht vergessen, dass bei Konkurrenten in Portugal oder Spanien der Mindestlohn deutlich niedriger sei. «Da haben wir eine riesen Verzerrung des Wettbewerbs», kritisierte der Geschäftsführer.

Die Anbaufläche in Deutschland könnte sich in den kommenden Jahren wegen der beiden Faktoren, Mangel an Erntehelfern und Mindestlohn, deutlich reduzieren. «Ich rechne damit, dass etwa ein Drittel der Fläche abgebaut wird.»

Beim badischen Spargel wird in diesem Jahr nach Lehars Einschätzung die Erntemenge von 2018 nicht erreicht. «Das lässt sich absehen», sagte er gut vier Wochen vor dem Ende der Saison. Die Preise hätten zu Erntebeginn erheblich unter denen des Vorjahres gelegen. «Das war ein ganz schlechter Start.» Aktuell würden aber höhere, stabile Preise erzielt.

Aktuell würden badische Erdbeeren in Hochtunneln geerntet, sagte Lehar. «Die Freilandware fängt jetzt so ganz langsam an.» Am Wochenende oder zu Wochenbeginn werde es in den mehrfach abgedeckten Freilandkulturen losgehen. «Dann werden die Mengen langsam zunehmen.» Auch bei Erdbeeren hätten die Preise zu Beginn der Saison deutlich unter denen des Vorjahres gelegen. «Das war ein ganz merkwürdiges Phänomen in diesem Jahr.» Während der kühleren Phase der vergangenen Tage habe sich das Preisniveau aber stabilisiert.

OGA Bruchsal