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Forscherin sieht «Nachwuchsproblem» bei Schiedsrichtern

Ein Schiedsrichter hält die Gelbe Karte bereit
Ein Schiedsrichter hält die Gelbe Karte bereit. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild
Berlin (dpa) - Forscherin Thaya Vester sieht ein «Nachwuchsproblem» im Schiedsrichterwesen. «Aber Gewalt ist dabei nur eine Ursache von mehreren. Eine Untersuchung der Universität Saarbrücken dazu hat ergeben, dass beispielsweise berufliche und private Gründe deutlich häufiger als Ausstiegsgrund angeführt werden, aber auch fehlender Respekt gegenüber Schiedsrichtern», sagte die Wissenschaftlerin von der Universität Tübingen in einem Online-Interview des «Spiegel». Die 37-Jährige forscht seit Jahren über Gewalt an Schiedsrichtern im deutschen Amateurfußball.
Tübingen.

«Doch es gibt keine direkte Kausalität», betonte Vester, die im November ihre Doktorarbeit zu diesem Thema veröffentlicht. «In meiner Erhebung habe ich Schiedsrichter, die schon viermal angegriffen wurden, sich dennoch sicher fühlen und daher trotzdem weitermachen.» In der Saison 2011/2012 und dann für die Spielzeit 2016/17 hatte sie alle Unparteiischen im Württembergischen Fußballverband befragt.

Nach Ansicht von Vester «leben Schiedsrichter nicht gefährlich, wenn man es an der Anzahl aller Spiele im Amateurfußball misst. Und sie fühlen sich mehrheitlich auch nicht unsicher.» Das gehe aus den Daten hervor, die sie erhoben habe. «Die erlebten Gewaltvorkommnisse gegen Schiedsrichter sind relativ gleich geblieben», sagte sie. Während 2011/2012 noch 39,3 Prozent der Schiedsrichter angaben, «manchmal» beleidigt worden zu sein, waren es 2016/2017 nur 0,5 Prozent mehr.

Die Stadtstaaten seien «deutlich stärker» von Gewalt betroffen als die Flächenstaaten. Mit ganz vorn steht Berlin. «Das ist schade, weil die Berliner sehr viel für Gewaltprävention tun», erklärte Vester. «Für einige Regionen mag es sein, dass es eine Zunahme von Gewalt gibt, aber auf das Bundesgebiet bezogen, gibt es dafür keine belastbaren Zahlen.»

Interview auf "Spiegel online"