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Freiburgs OB Horn fordert Social Media «auf Augenhöhe»

Martin Horn
Martin Horn (parteilos), Oberbürgermeister von Freiburg, steht in der Innenstadt vor dem Rathaus. Foto: Patrick Seeger/Archivbild
Freiburgs Oberbürgermeister warnt nach Klimaprotesten und der Debatte um Youtuber vor einem Generationenkonflikt. Zwischen jungen Menschen und der Politik wachse eine Kluft.
Freiburg im Breisgau.

Freiburg (dpa/lsw) - Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) fordert von Politikern und Parteien mehr Respekt gegenüber jugendlichen Klimaschützern, protestierenden Schülern und politischen Youtubern. «Ich habe mich geärgert, wie abwertend manche Politiker über Schüler geredet haben, die bei den Klima-Protesten Fridays for Future auf die Straße gegangen sind», sagte Horn in Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. Auch die bundesweite Debatte um Youtuber wie Rezo zeige, dass Politik stärker und anders auf junge Menschen eingehen und sie ernster nehmen müsse.

Horn (34) ist nach Angaben des Freiburger Rathauses der jüngste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt und einer der Oberbürgermeister in Deutschland mit den meisten Instagram- und Facebook-Followern. Am 1. Juli ist er seit genau einem Jahr im Amt.

Er warnte vor einem wachsenden Generationenkonflikt. Es steige die Gefahr, dass Jugendliche und junge Erwachsene sich von Politik und Parteien nicht verstanden fühlen und sich abwenden.

«Die Klima-Proteste und kritische Youtube-Videos zeigen, dass es eine größer werdende Kluft zwischen der jungen Generation und der etablierten Politik gibt», sagte Horn: «Statt sich vorrangig den Fragen zu widmen, ob Schülerproteste während der Unterrichtszeit erlaubt sind oder auf welcher Rechtsgrundlage Videos im Internet stehen, müssen wir uns den konkreten Forderungen der jungen Menschen stellen.» Es fehle oft ein echter Dialog auf Augenhöhe «und in normaler, verständlicher Sprache».

Hinzu komme, dass Politiker und Parteien Social Media zu wenig oder falsch nutzten - und so gerade Jugendliche und junge Erwachsene nicht erreichten. «Social Media muss authentisch und darf keine Einbahnstraße sein. Social Media als reine Präsentationsfläche zu nutzen, reicht nicht.» Größtmögliche Aufmerksamkeit oder maximaler Werbeeffekt dürften nicht alleinige Ziele sein. Nutzer wünschten sich vielmehr einen Austausch, etwa mit Chats oder Live-Sprechstunden auf Instagram oder Facebook. Dies sei aber bislang selten der Fall.

Gelinge dies, könnten Jugendliche angesprochen und für Politik begeistert werden. Social Media könnten auch helfen, komplizierte politische Prozesse und Entscheidungen transparent zu machen und zu erklären: Genutzt werden sollte es auch mehr von Behörden, um Bürgerdialog und Bürgerservice zu stärken. Hier gebe es Nachholbedarf.

«Ich habe nahezu rundum gute Erfahrungen damit gemacht», sagte Horn. Er versuche, mit Usern im Gespräch zu sein: «Ich kann Leute ansprechen, die ich mit klassischen Kommunikationsformen nicht erreiche.» Dies werde in der Regel dankbar aufgenommen.

Die Debatte bundesweit in Gang gebracht hatte Youtuber Rezo, dessen Video «Die Zerstörung der CDU» großes Echo ausgelöst hat. Der Influencer wirft der CDU unter anderem eine verfehlte Klimapolitik vor. Die CDU reagierte verärgert auf das Video und die Vorwürfe.

Zu den Klima-Protesten sagte Horn: «Rechte, die Erwachsene für sich in Anspruch nehmen, dürfen sie Schülern nicht verwehren.» Und weiter: «Keine Gewerkschaft würde bei einem Tarifkonflikt auf die Idee kommen, am Wochenende oder nach Feierabend zu streiken.»

Mit Blick auf Klimaschutz sagte er, Freiburg wolle den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) bis zum Jahr 2030 um 60 Prozent verringern und erhöhe die Ausgaben für den Klimaschutz von 2020 an um mehrere Millionen Euro. Der Schwerpunkt liege beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie bei energetischen Sanierungen. So solle der geplante neue Stadtteil Dietenbach für bis zu 15 000 Menschen klimaneutral werden - auch als europäisches Modellprojekt. Nötig für mehr Klimaschutz sei zudem ein Umdenken beim Autoverkehr.

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