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GEW kritisiert Regierung für Lehrbedingungen unter Corona

Schule-Symbolbild
Schwamm und Kreide liegen in einem Klassenraum unter einer Tafel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild
Lehrer im Land sind unzufrieden mit den Bedingungen, unter denen sie in Corona-Zeiten unterrichten sollen. Der Landesregierung werfen sie mehrere Versäumnisse vor.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Bei Lehrern und Erziehern im Südwesten regt sich heftiger Widerstand gegen die Bedingungen, unter denen Schulen und Kitas im November geöffnet bleiben sollen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Umgang der Landesregierung mit den Einrichtungen am Sonntag als verantwortungslos. «Die Verunsicherung und der Unmut unter den 130 000 Lehrkräften im Land wächst», sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz laut einem Sprecher in Stuttgart.

Während es überall neue Schutzmaßnahmen gebe und erneut milliardenschwere Rettungspakete beschlossen würden, verweigere die Kultusministerin Lehrkräften weiter FFP2-Schutzmasken. Die Schulen warteten weiter auf CO2-Messgeräte und Raumluftfilter und die Landesregierung ignoriere seit Monaten die Vorschläge für eine bessere personelle Unterstützung zum Beispiel durch Lehramtsstudierende und Pädagogische Assistenzen, sagte Moritz demnach. «Wir haben erst wenige Wochen im Schuljahr hinter uns und den Lehrerinnen und Lehrern, allen voran den Schulleitungen geht die Luft aus und die Angst wird größer.»

Während von Bund und Ländern zur Kontaktreduzierung aufgerufen werde, sollten in den 4500 Schulen im Land ab morgen wieder viele Stunden bis zu 30 Kinder und Jugendliche mit ihren Lehrkräften in viel zu engen und oft nicht gut zu lüftenden Klassenzimmern sitzen, gab die Vorsitzende Moritz zu bedenken.

Die GEW setze sich deshalb für Wechselunterricht ab der siebten Klasse ein, bei der eine Hälfte der Klasse zu Hause lerne. Dieses Modell würde auch vom Robert Koch-Institut für die Pandemiestufe 3 empfohlen. Doch an vielen Schulen fehlten Lehrkräfte. Gebe es mehr Lehrkräfte, sei ein solches Konzept auch besser umsetzbar, heißt es von der GEW. Als kurzfristige Maßnahme sollten zudem CO2-Ampeln gekauft werden, damit die vorgeschlagenen Lüftungskonzepte umgesetzt werden können. Zudem solle es weiter kostenlose Corona-Tests für Lehrkräfte geben.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sandra Boser forderte einen Runden Tisch mit Eltern-, Lehrer- und Schülervertretungen, an dem gemeinsam die Möglichkeiten ausgelotet werden, wie die Ansteckungsgefahr in der Schule zusätzlich minimiert werden kann. «Das erhöht die Akzeptanz der Maßnahmen.»

Um die Lehrkräfte zu unterstützen und zu entlasten, solle den Schulen der Einsatz von multiprofessionellen Teams ermöglicht werden - von Schulsozialarbeitern über Sozial- und Sonderpädagogen, Psychologen bis hin zu IT-Betreuern. «So können sich unsere Pädagogen aufs Unterrichten konzentrieren.» Diese Stellen müssten nach Angaben einer Fraktionssprecherin noch geschaffen werden. In Räumen, die für das Lüften nicht geeignet sind, könne der Einsatz von Raumluftfiltern sinnvoll sein.

Eine Sprecherin des Kultusministeriums sagte, ihrer Kenntnis nach gebe es in Baden-Württemberg keine Pläne der für die Ausstattung zuständigen Schulträger, Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas flächendeckend anzuschaffen.