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Hauk sieht in Urteil zum Kükentöten gute Entscheidung

Männliche Küken
Männliche Küken sitzen nebeneinander. Foto: Bernd Wüstneck/Archivbild
Wirtschaftliche Interessen der Geflügelbranche reichen als Grund für das Kükentöten nicht aus. Das hat das oberste Verwaltungsgericht entschieden. Trotzdem darf das Töten vorerst weitergehen.
Leipzig.

Stuttgart (dpa/lsw) - Das millionenfache Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht ist nur noch für eine Übergangszeit zulässig. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist am Donnerstag von Agrarminister Peter Hauk positiv bewertet worden. Die Entscheidung stelle einen geordneten Ausstieg aus der Tötung solcher Küken dar, sagte Hauk in Stuttgart. «Die Branche ist nun gefordert, diesen umzusetzen. Dabei sind die Betriebe auf die Unterstützung der Politik und der Gesellschaft angewiesen.»

Hauk sagte, der Großteil der Brütereien liege im Norden Deutschlands, in Baden-Württemberg gebe es lediglich zwei Betriebe. Bis zur Einführung alternativer Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei dürften Brutbetriebe männliche Küken jedoch weiter töten, urteilte das Gericht in Leipzig. Die wirtschaftlichen Interessen der Brütereien sind aus Sicht der Bundesrichter allein kein «vernünftiger Grund» im Sinne des Tierschutzgesetzes. Damit wertete das Gericht die Tierschutzbelange höher als bisher. Bis Alternativen zur Verfügung stünden, sei die Fortsetzung der umstrittenen Praxis aber noch rechtmäßig.

Kritik an der Haltung von Hauk kam von der oppositionellen SPD. Deren tierschutzpolitische Sprecher, Jonas Weber, monierte, dass kein konkretes Datum für das Ende dieser Praxis genannt worden sei. «Es steht vielmehr vollkommen in den Sternen und letztendlich im Belieben der Unternehmen, wann die bereits existierenden Alternativen zum Töten der männlichen Küken so praxistauglich sind, dass sie endlich eingesetzt werden.»

Die alternativen Verfahren, die das Töten verhindern könnten, seien leider noch nicht praxisreif, sagte eine Sprecherin des Landesbauernverbands. Deshalb sei die Übergangszeit wichtig. «Die gesamte Branche ist für die Früherkennung im Ei und möchte dem Kükentöten ein Ende setzen. Dazu müssen die Verfahren sich aber in der Praxis bewähren.»

Jedes Jahr werden in Deutschland laut Bundesagrarministerium rund 45 Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen getötet. Das Problem: Für die Produktion von Eiern werden Legehennen gezüchtet. Die Rassen sind drauf getrimmt, viele Eier in kurzer Zeit zu legen. Sie setzen kaum Fleisch an, so dass sie sich für die Mast nicht eignen. Männliche Tiere braucht man dagegen nicht. Weil man das Geschlecht bisher erst nach dem Schlüpfen erkennen kann, werden die männlichen Küken vergast. Tierschützer kritisieren das heftig.

Bundeslandwirtschaftsministerium zu Alternativen zum Kükentöten

Mitteilung des OVG Münster zur Entscheidung in der Vorinstanz

Terminankündigung des Gerichts

Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages zum Schmerzempfinden von Hühnerembryonen