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Katholikinnen streiken gegen Männerkirche

Bundesweit treten Frauen in den Kirchenstreik
Frauen der Kirchengemeinde St. Maria Magdalena Sonsbeck gestalten einen Gottesdienst parallel zur Messe in der Kirche. Foto: Armin Fischer/Archiv
Katholische Frauen lassen für eine Woche ihre Ehrenämter in der Kirche ruhen. Sie fordern die Einführung von Diakoninnen oder Pfarrerinnen. Der Bischof äußert Verständnis - und Kritik.
Rottenburg am Neckar.

Rottenburg (dpa/lsw) - Erstmals wollen Katholikinnen mit einer Streikwoche für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirchenämtern demonstrieren. Von diesem Samstag (11. Mai) an feiern die Teilnehmerinnen auch im Südwesten Alternativgottesdienste zum regulären Kirchenbetrieb oder lassen ihre Ehrenämter ruhen. «Dabei geht es nicht um einen Boykott. Wir wollen Zeichen setzen und sichtbar machen, was Frauen in der Kirche leisten», sagte Margret Kehle, Diözesanrätin der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Der Kirchenstreik im Südwesten ist Teil der bundesweiten Aktion «Maria 2.0», die eine Gruppe Münsteraner Frauen initiiert hat. In einem offenen Brief an Papst Franziskus fordern sie eine bessere Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, eine Aufhebung des Zölibats und den Zugang von Frauen zu sämtlichen Weiheämtern wie Diakon, Pfarrer oder Bischof. Dazu riefen sie Frauen in ganz Deutschland dazu auf, eine Woche lang den Kirchen fernzubleiben.

In der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind den Angaben zufolge mehr als 20 Aktionen geplant - beispielsweise ein Flashmob vor dem Ulmer Münster oder eine Protest-Sternwallfahrt nach Marbach (Kreis Ludwigsburg). «Warum sollen Frauen nicht Diakonin oder Pfarrerin werden?», sagte Kehle. Die Bibel verbietet das ihrer Ansicht nach nicht. Das gültige Regelwerk der Amtskirche betrachtet sie als Diskriminierung. Viele Frauen seien frustriert, weil sich nichts bewege, sagte Kehle. Kirchenaustritte seien die Folge.

Bischof Gebhard Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart äußerte Verständnis dafür, dass Frauen in leitenden Stellen in der Kirche mitwirken wollen. «Ich kann mir vorstellen, dass Frauen zu Diakoninnen werden und habe das früher schon als 'Zeichen der Zeit' bezeichnet», sagte er. Wenn jemand im Ehrenamt streike, solle er aber bedenken, dass er damit nicht die Institution treffe. Vielmehr entziehe er jenen Menschen, für die Ehrenamtliche in unterschiedlicher Weise tätig seien, seine Hilfe.

Auch in der Erzdiözese Freiburg treten Frauen in den Kirchenstreik und laden zu Protestaktionen - unter anderem zu einer Kundgebung auf dem Freiburger Münsterplatz am Sonntag.

Initiative Maria 2.0

Initiative in der Diözese Rottenburg-Stuttgart