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Klima-Protest: Eisenmann warnt vor schärferen Konsequenzen

Fridays for Future
Teilnehmer der Klima-Demonstration Fridays for Future halten Transparente hoch. Foto: Georg Wendt/Archivbild
Woche für Woche gehen Schüler während des Unterrichts aus Angst vor der Klimakatastrophe auf die Straße. Und Woche für Woche überlegen Schulen, wie sie am besten auf den Protest reagieren. Die Kultusministerin hat da eine deutliche Meinung.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Je länger die «Fridays for Future»-Proteste dauern, desto schärfer könnten nach Ansicht von Kultusministerin Susanne Eisenmann auch die Folgen für die meist jugendlichen Demonstranten werden. «Das Schwänzen hat natürlich Konsequenzen», sagte die CDU-Politikerin. «Und wenn es dauerhaft wird, werden diese zwangsläufig zunehmen.» Viele Schulen reagierten derzeit mit Nachholstunden, Strafarbeiten oder Verweisen, andere brächten das Thema Klimaschutz stärker im Unterricht ein. Aber: «Wenn Arbeiten versäumt und nicht nachgeschrieben werden, kann es auch mal eine Sechs geben», warnte Eisenmann.

Sie habe Verständnis für die Sorgen und die Forderungen der Jugendlichen. «Ich finde es gut, was die jungen Leute machen», sagte sie, ergänzte jedoch: «Unterricht kann nicht kontinuierlich gegen Klimaschutz ausgespielt werden.»

Die Demonstranten müssten lernen, mit den Folgen zu leben. «Es darf sich dann keiner wundern, wenn beispielsweise die Noten schlechter werden», sagte Eisenmann. Konsequenzen müsse man akzeptieren und dann nicht sagen, das störe jetzt. «Es ist durchaus wichtig für Schüler zu lernen, dass sie Rechte in der Demokratie haben, dass sie zum Beispiel demonstrieren und sich äußern dürfen», sagte die Ministerin. «Aber es gibt für sie eben nicht nur Rechte, es gibt auch Pflichten. Diese Ausgewogenheit spielt auch in der Erziehung eine Rolle.»

Deshalb forderte sie Eltern von jugendlichen «Friday for Future»-Aktivisten auf, stärker Verantwortung zu übernehmen, sollte der Protest ihrer Kinder Folgen in der Schule haben. «Eltern müssen sich dessen im Klaren sein und dann auch die Konsequenzen mittragen», sagte die Ministerin, die seit dem Wochenende auch Spitzenkandidat in ihrer Partei für die Landtagswahl 2021 ist.

Tausende Schüler gehen seit Monaten auch in Baden-Württemberg jeden Freitag für mehr Klimaschutz auf die Straße. Sie verstehen sich als Teil der weltweiten «Fridays for Future»-Bewegung und lassen für die Proteste auch Unterricht ausfallen. Den Anstoß hatte die junge Schwedin Greta Thunberg gegeben.

Für Schlagzeilen hatte vor allem eine Schule in Mannheim gesorgt, die nach mehreren erfolglosen Gesprächen mit protestierenden Jugendlichen Bußgelder erhoben hatte. Die Stadt Mannheim hatte diese vier Bescheide allerdings wieder aufgehoben und betont, die Schule hätte andere Maßnahmen als die Bußgelder ergreifen können.

Eisenmann nannte dies eine Fehlentscheidung. «Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Das ist auch eine Form von Resignation des Staates», sagte sie. «Es gibt kein gutes oder schlechtes Schuleschwänzen.» Bleibe ein Jugendlicher dem Unterricht fern, verletze er die Schulpflicht.

«Fridays for Future»-Vertreterinnen aus Stuttgart sehen das anders: «Politiker sollten nicht so viel über Pflicht sprechen, wenn sie ihre eigene Pflicht nicht erfüllen», sagte Sofie Rehberg. Den meisten Schülerinnen und Schülern seien die Konsequenzen ihres Verhaltens aber bewusst. «Nicht allen vielleicht, aber den meisten», sagte Rehberg.