Sein Glaube erleichtere ihm auch den Umgang mit der Krise, sagte Kretschmann, der als bekennender und kritischer Katholik bekannt ist. «Ich kann als Politiker scheitern, wenn ich Fehlentscheidungen treffe. Aber deshalb scheitere ich nicht vor Gott und meinen Lieben.» Gläubig zu sein, das bedeute für ihn auch, ein Grundvertrauen in die Welt und in die Menschheit zu besitzen.
Der Grünen-Politiker warb zudem um Verständnis für die umstrittene Öffnung der Kirchen zu Weihnachten. Für Gläubige sei das Fest etwas Anderes als für Nicht-Gläubige. «Es geht um existenzielle Fragen für die Menschen, die in den Gottesdienst gehen», sagte Kretschmann. Rechtlich ständen Sonn- und Feiertage als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes. «Daher werbe ich dafür, offene Kirchen in dieser Zeit zu tolerieren, ähnlich wie bei Demonstrationen. Geburtstagsfeiern sind eben nicht durch das Grundgesetz geschützt.»
Gottesdienste gehören an Weihnachten zu den triftigen Gründen, das Haus zu verlassen. Veranstaltungen finden unter Beachtung von Abstands- und Hygieneregeln, Gesangsverboten und Anmeldepflicht statt. Viele Angebote im Internet, Radio und Fernsehen sollen es allen Menschen ermöglichen, an einem Gottesdienst teilzunehmen.