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Kretschmann und die Frage der Spitzenkandidatur

Winfried Kretschmann
Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Marijan Murat/Archivbild
Das Rätselraten ist groß, sein Ringen mit sich selbst offenkundig auch: Regierungschef Kretschmann lässt die Frage einer erneuten Spitzenkandidatur offen - zumindest bis nach der Sommerpause.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Macht er es noch einmal? Die Frage, ob Ministerpräsident Winfried Kretschmann für eine dritte Amtszeit kandidiert, treibt nicht nur seine grüne Partei um. Auch die CDU fragt sich, wer bei der Landtagswahl 2021 der Gegner ihrer designierten Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann ist. Kretschmann will nach der Sommerpause eine Entscheidung bekanntgeben. Am Dienstag sprach er in Stuttgart von «inneren Kämpfen», die er wegen der Frage der Spitzenkandidatur mit sich austrage.

Zum Zeitpunkt der Landtagswahl wird Kretschmann 72 sein. «Da muss man schon gute Gründe haben, wenn man dann zum dritten Mal antritt», sagte er. Befragt dazu, ob es mit Eisenmann als Gegnerin schwieriger für die Grünen werde, den politischen Chefsessel zu verteidigen, meinte Kretschmann: «Den Ministerpräsidentenposten zu verteidigen ist immer schwer. Den hat man nicht gepachtet. Der wird durch Wahlen vergeben.»

Vorzeitig in den Wahlkampf starten will Kretschmann jedenfalls nicht, sondern geordnet mit Grün-Schwarz weiterregieren. Mit Eisenmann habe er bislang verlässlich und vertrauensvoll zusammengearbeitet. «Ich gehe auch davon aus, dass das so fortgesetzt wird.»

Kretschmann ist seit 2011 Ministerpräsident. Er regierte zunächst mit einer grün-roten Koalition. Seit 2016 gibt es Grün-Schwarz. Für die CDU wird die Wahl 2021 eine Art Schicksalswahl sein. Dann entscheidet sich, ob sie den 2011 verlorenen Ministerpräsidentenposten wieder zurückerobern kann. Im Vergleich zu Regierungs-Vize Thomas Strobl, der auf die Spitzenkandidatur verzichtet, gilt Eisenmann als energischer und durchsetzungsstärker - und deshalb auch als schwierigerer Gegenpol für die Grünen im Wahlkampf als Strobl, der die grün-schwarze Koalition mit aufs Gleis gesetzt hatte.

Sollte Kretschmann nicht noch einmal antreten, gibt es keinen offensichtlichen Nachfolger. Die Grünen haben es versäumt, einen Mann oder eine Frau aufzubauen, der oder die nahtlos in seine Fußstapfen treten könnte. Andererseits haben die Grünen im Südwesten bei der Europa- und Kommunalwahl gute Ergebnisse eingefahren. In den bundesweiten Umfragen stehen sie auf Platz zwei hinter der CDU, auch wegen der Debatte um den Klimaschutz, der ein ureigenes Thema der Grünen ist. Wenn der grüne Teppich so hoch fliegt, sind dann die Grünen auf ein Zugpferd wie Kretschmann überhaupt noch angewiesen?

Die Umfragewerte für Kretschmann persönlich sind gut. In einer Befragung des Instituts infratest dimap im Auftrag von SWR und «Stuttgarter Zeitung» vom März war er nach wie vor der beliebteste Regierungschef in Deutschland. Auf der anderen Seite erklärte Kretschmann im Februar, dass auch Gesundheit und Kraft zu den Grundvoraussetzungen für eine erneute Kandidatur zählten, «unabhängig vom Alter, aber in meinem Alter erst recht».

Winfried Kretschmann

Umfragewerte in Baden-Württemberg