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Kretschmann will es nochmal wissen

Winfried Kretschmann
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann. Foto: Marijan Murat/Archivbild
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will sich noch nicht zur Ruhe setzen. Der 71-Jährige strebt 2021 eine dritte Amtszeit an. Das Alter spiele dabei keine Rolle, sagt er.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will sich 2021 erneut zur Wahl stellen. «Meine Leidenschaft für diese Aufgabe ist ungebrochen», teilte der 71-Jährige am Donnerstag in Stuttgart mit. Er wolle sich für eine weitere volle Amtszeit von fünf Jahren bewerben. «Man kandidiert ja zu gestalten», sagte er. Es gebe keinen Plan, zur Mitte der nächsten Legislaturperiode abzutreten.

Er habe aus seiner Partei nur den Wunsch gehört, dass er weitermachen soll, sagte Kretschmann. Er sieht auch in seinem fortgeschrittenen Alter kein Problem für die erneute Bewerbung als Ministerpräsident. Entscheidend sei, dass man dem Amt körperlich und geistig gewachsen sei. «Den Eindruck habe ich von mir selber, dass das so ist.»

Kretschmann, der in der Bevölkerung sehr beliebt ist, ist seit 2011 der erste und einzige grüne Ministerpräsident eines Bundeslandes. Seit 2016 regiert er mit Grün-Schwarz - davor gab es ein grün-rotes Bündnis. 2016 waren die Grünen mit ihm an der Spitze als stärkste Kraft aus der Landtagswahl hervorgegangen. Sie holten 30,3 Prozent. Die CDU landete mit 27 Prozent auf dem zweiten Platz.

Die Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl 2021, Kultusministerin Susanne Eisenmann, freut sich nach eigenen Worten auf einen fairen und in der Sache harten Wettbewerb. «Ich habe zu keinem Zeitpunkt mit einem anderen Gegenkandidaten als Winfried Kretschmann gerechnet», betonte sie. «Klar ist: Keiner hat in einer Demokratie das Amt gepachtet.» Baden-Württemberg stehe in zentralen Politikbereichen wie der Klima-, der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik vor großen Herausforderungen. Kretschmann wiederum bezeichnete Eisenmann als absolut respektable Gegnerin. Gleichzeitig appellierte er auch an den Koalitionspartner CDU, vernünftig weiter zu regieren und nicht verfrüht in den Wahlkampf zu starten.

Kretschmann tat sich mit der Entscheidung einer erneuten Spitzenkandidatur nicht leicht. Immer wieder hatte er in den vergangenen Monaten darauf verwiesen, dass er zum Zeitpunkt der nächsten Landtagswahl 72 Jahre alt sein werde. Hätte Kretschmann seinen Verzicht auf die Spitzenkandidatur erklärt, hätten die Grünen unter Zeitdruck einen Nachfolger suchen und aufbauen müssen.

Die Grünen freuten sich nach eigenen Worten über Kretschmanns Entscheidung. Es brauche einen Regierungschef, der Erfahrung habe, Neugier, Veränderungsbereitschaft und Zuversicht, sagte Grünen-Landeschefin Sandra Detzer. «Mitte und Maß verkörpert in der Politik niemand so gut wie du, Winfried.» Die Landeschefin der Grünen Jugend, Lea Elsemüller, sagte, wichtiger als die Frage der Spitzenkandidatur sei für die Nachwuchsorganisation, dass möglichst viele junge Menschen für die Grünen zur Landtagswahl anträten.

FDP-Landeschef Michael Theurer bekräftigte seine Bereitschaft zu einer grün-gelben Koalition unter Kretschmanns Führung - unter gewissen Voraussetzungen. «Mit klaren Trendwenden könnten die Grünen unter Kretschmann zukünftig auch Partner für die FDP sein - als Reformmotor einer ökologischen Marktwirtschaft der Zukunft», teilte Theurer mit. Bei allem Respekt vor Kretschmanns Lebensleistung brauche es aber in wesentlichen Kernthemen wie der Bildungs- und Wirtschaftspolitik dringend deutliche Kurswechsel.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke äußerte Zweifel an der Absicht Kretschmanns, für eine volle Legislaturperiode anzutreten. «Das bedeutet, dass er bei einer vollen weiteren Amtszeit an deren Ende 78 Jahre alt ist», betonte er. «Ich zweifle, dass er das wirklich so lange bleibt.»

SPD-Landeschef Andreas Stoch teilte mit: «Warum er wieder kandidiert, das bleibt nach den vielen Versäumnissen der letzten Jahre aber offen. Es nutze nichts, die weltpolitischen Herausforderungen beim Klima und für die Wirtschaft zu beschwören, wenn man die Antworten im eigenen Land schuldig bleibe. Kretschmann schwebe über den Dingen. «Baden-Württemberg braucht aber einen tatkräftigen Regierungschef und keinen Chefphilosophen.» Die AfD-Landtagsfraktion hat nach den Worten ihres Vorsitzenden Bernd Gögel Kretschmanns Entscheidung ohne große Emotionen zur Kenntnis genommen. «Für die AfD spielt es seit jeher keine Rolle, unter welcher Regie die katastrophale Politik von Bündnis 90/Die Grünen in unserem Bundesland vorangetrieben wird.»

Kretschmanns Brief