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Land will menschliche Schädel an Australien zurückgeben

Petra Olschowski
Die Staatssekretärin (Wissenschaftsministerium, parteilos), Petra Olschowski, lächelt in die Kamera. Foto: Marijan Murat/Archiv
Australien sucht weltweit nach Überresten von Ureinwohnern. In Stuttgart und Freiburg liegen mehrere Schädel, die nun in der Heimat ihre letzte Ruhe finden sollen.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg will Mitte April zehn menschliche Schädel an Australien zurückgeben. Das bestätigte das Wissenschaftsministerium am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Schädel indigener Australier waren demzufolge um 1900 herum zu «wissenschaftlichen Zwecken» nach Europa gelangt. Zwei Schädel liegen im Stuttgarter Linden-Museum - acht Schädel in der Universität Freiburg. «Wir sehen uns in der Verantwortung, angemessen mit den menschlichen Überresten umzugehen und sie zurückzugeben, damit sie beerdigt werden können», sagte Staatssekretärin Petra Olschowski der Deutschen Presse-Agentur.

Die «Stuttgarter Nachrichten» hatten am Montag zunächst über die Rückgabe berichtet. Der Zeitung zufolge wurden die Schädel im 19. Jahrhundert für die «Rassenforschung» von Forschern aus dem Südwesten gekauft. In der Regel seien dafür die Gräber australischer Ureinwohner geplündert worden. Viele Schädel seien nach Angaben des Ministeriums im Zusammenhang mit der «Rassenforschung» oder der «Rassenkunde» in die medizinischen Sammlungen und Völkerkundemuseen gelangt - wie etwa in die Alexander-Ecker-Sammlung in Freiburg.

Bereits im Jahr 2007 habe Australien um eine Rückgabe der zehn Schädel gebeten, sagte Olschowski der dpa. Damals habe man sich entschieden, zunächst mit aufwendigen DNA-Tests die genaue Herkunft der menschlichen Überreste zu untersuchen. Seit dem Frühjahr 2016 liegt das Ergebnis vor: «Es handelt sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um Schädel aus Australien.» Die auf die konkreten Schädel bezogenen offiziellen Rückgabeersuchen der australischen Botschaft seien dem Ministerium im März 2018 zugegangen.

Nachdem letzte Fragen zur Rückgabe geklärt werden konnten, will das Wissenschaftsministerium die Schädel aus ethischen Gründen zurückgeben. Für die Übergabe reist im April eine australische Delegation nach Stuttgart. Ihr sollen neben Vertretern der australischen Behörden wohl auch Vertreter der Aborigines angehören. Nach Angaben des Ministeriums ist ein feierlicher Akt zur Übergabe der Schädel im Linden-Museum geplant. Baden-Württemberg will derweil untersuchen, wo es noch weitere menschliche Gebeine gibt, woher sie kommen und ob eine Rückgabe auch für sie infrage kommt.

Bereits 2014 hatte die Universität Freiburg 14 Schädel an Namibia zurückgegeben. Der Anthropologe Alexander Ecker (1816-1887) hatte in Freiburg eine Sammlung aus menschlichen Überresten zusammengestellt.

Am Dienstag will sich das grün-schwarze Kabinett mit der Rückgabe der zehn Schädel befassen.

PM Uni Freiburg zur Rückgabe von Schädeln 2014

Uniklinik Freiburg zur Alexander-Ecker-Sammlung