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Lehrer fordern bessere digitale Ausstattung an Schulen

Die beleuchtete Tastatur eines Laptops
Die beleuchtete Tastatur eines Laptops spiegelt sich in einem Bildschirm. Foto: Silas Stein/Archiv
Unterricht mit kleinen, handlichen Tablets? An vielen Schulen in Baden-Württemberg ist das noch ein Traum. Die Digitalisierung kommt dort laut Umfragen nur im Schneckentempo voran.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Kein schnelles Internet, fehlende Computer und Smartphones und keine professionelle IT-Wartung: Lehrer und Schulleiter beklagen eine mangelhafte digitale Ausstattung der Schulen in Baden-Württemberg. Das geht aus zwei Umfragen des Lehrerverbands VBE und der Gewerkschaft GEW hervor. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) räumte am Montag in Stuttgart ein, dass die Ausstattung der Schulen und die Lehrerfortbildung verbessert werden müssten. «Beides haben wir bereits auf den Weg gebracht.»

Nach einer Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) unter Schulleitern gibt es nur in vier von zehn Schulen in allen Klassenräumen WLAN und schnelles Internet. Fast jede fünfte Schule nutze im Unterricht Geräte, die die Schüler selbst mitbrächten. Das sieht VBE-Landeschef Gerhard Brand kritisch: Es steige die Gefahr, dass Kinder gemobbt würden, weil sie nicht das neueste Smartphone vorweisen könnten. Bundesweit nahmen 1232 Schulleiter an der Umfrage teil, darunter 251 aus Baden-Württemberg.

Es fehlten zudem Computer und Smartphones für Lehrer und Schüler. «Während die Gesellschaft in Sachen Digitalisierung rasant fortschreitet, ist an den Schulen nur wenig passiert», sagte Brand. Zwar habe sich die Situation im Vergleich zu einer Umfrage von 2014 verbessert. Und Baden-Württemberg liege in vielen Rubriken bei der digitalen Ausstattung über dem Bundesdurchschnitt. Aber wenn es in diesem «Schneckentempo» weitergehe, seien erst im Jahr 2032 alle Schulen mit Klassensätzen von digitalen Endgeräten ausgestattet. «Das entspricht sicher nicht den Ansprüchen an unser Bildungssystem.»

Beurteilungen von Schülern, Zeugnisse und Informationen an die Eltern würden teils auf Privatgeräten der Lehrer gespeichert, kritisierte Brand. Dabei handele es sich um höchst sensible Daten. Nicht einmal jede vierte Schule habe für alle Lehrer dienstliche Computer. «An knapp 30 Prozent der Schulen gibt es sogar überhaupt keine dienstlichen Computer - außer dem im Sekretariat», kritisierte Brand. Er forderte auch mehr Fortbildung für Lehrer, zudem mehr Fachpersonal zur Wartung der digitalen Infrastruktur an den Schulen. Bislang übernähmen Lehrer notgedrungen die Wartung häufig selbst.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, hatte bereits am Sonntag gesagt: «Wir befinden uns in der Kreidezeit, brauchen Zeit und Fortbildungen, um sinnvolle pädagogische Konzepte für die Digitalisierung zu erarbeiten.» Etwa die Hälfte der Lehrer habe fast keine Erfahrungen mit dem Einsatz moderner Medien. An vielen Schulen fehlten Internetverbindungen, oder diese seien zu schwach. Moritz stützte sich dabei auf eine Online-Umfrage, an der Lehrer im Februar freiwillig teilnehmen konnten. 5703 Lehrer und Schulleitungen beteiligten sich.

Von «Kreidezeit» will Kultusministerin Eisenmann nicht sprechen. «Zahlreiche Schulträger haben in den vergangenen Jahren intensiv in die digitale Ausstattung ihrer Schulen investiert. Hier von Kreidezeit zu sprechen ist ein Klischee, das nicht der Realität an den Schulen entspricht und die Bemühungen vieler Schulträger verkennt.»

Sie verwies auf das geplante Geld aus dem Digitalpakt: Bund und Länder hatten sich im Februar auf eine Grundgesetzänderung verständigt, um die Digitalisierung an Schulen voranzutreiben. Im Durchschnitt erhält jede Schule in Baden-Württemberg 142 000 Euro, das sind pro Schüler 433 Euro - insgesamt rund 650 Millionen Euro.

Das Land will laut Eisenmann nicht warten, bis das Geld kommt, sondern in Vorleistung gehen und den Kommunen als Schulträgern 150 Millionen Euro für die Digitalisierung bereitstellen. 75 Millionen Euro sollen bereits in diesem Juni fließen.

Der Opposition im Landtag geht das nicht schnell genug. FDP-Bildungsexperte Timm Kern sagte, das Land Baden-Württemberg habe viel zu lange nur auf das Geld des Bundes gewartet. Auch SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei monierte: «Es geht zu langsam! Es tut sich zu wenig!»

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