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Leises Rohr: ADAC und Polizei starten Motorrad-Kampagne

Motorrad-Kampagne von Polizei und ADAC
Ein Motorrad-Auspuff. Foto: Oliver Berg/dpa
Volle Dröhnung in den Frühling? Es geht auch leiser. ADAC und Polizei appellieren an die Vernunft der Motorradfahrer. Uneinsichtige müssen löhnen.
Forbach.

Forbach (dpa/lsw) - Zum Start der Motorradsaison haben Polizei und ADAC eine Präventions- und Kontrollkampagne gestartet. In Forbach (Kreis Rastatt) enthüllte der ADAC am Freitag das erste von über 200 großflächigen Schildern, die bei Motorradfahrern für eine rücksichtsvollere Fahrweise werben. Die Schilder der Kampagne «Bitte leise!» verteilen sich auf rund 100 Gemeinden. Die Aktion des Automobilclubs wird vom Innenministerium Baden-Württemberg und der Aktion «Gib acht im Verkehr» unterstützt. Sie soll Motorradfahrer dazu bringen, verstärkt an Anwohner und Erholungssuchende zu denken, die unter dem Lärm der teils überlauten Maschinen leiden.

Zugleich startete die Polizei ein landesweites Aktionswochenende «Motorrad»: 600 Polizisten nehmen auffällige Motorräder genauer unter die Lupe. Laut Innenministerium geht es auch darum, aufzuklären und zu sensibilisieren. Damit soll zugleich die Sicherheit erhöht und die Zahl der Motorradunfälle gesenkt werden.

In der vergangenen Motorradsaison hat allein das Polizeipräsidium Offenburg über 500 Motorradfahrer wegen Geschwindigkeitsverstößen angezeigt und rund 120 technisch veränderte Motorräder aus dem Verkehr gezogen. «Klar ist, die Polizei ist präsent und wird auch dieses Jahr wieder genau hinschauen», sagte Polizeidirektor Peter Westermann, der Leiter der Verkehrspolizeiinspektion.

«Wer sich nicht an die Regeln hält, wird konsequent kontrolliert und angezeigt», betonte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der Appell an die Vernunft soll Verbote ersetzen. «Die Sperrung beliebter Motorradrouten führt zwangsläufig dazu, dass auf andere Strecken ausgewichen wird», befürchtete Alfred Haas, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik des ADAC Südbaden. Für Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz geht dabei Repression und Prävention immer Hand in Hand. Die Polizei sei landesweit bestens aufgestellt, um unzulässige Manipulationen an Motorrädern zu erkennen.

Viele Gemeinden an den besonders beliebten Biker-Strecken im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb oder im Odenwald wollen Motorradlärm nicht länger hinnehmen. Motorradlärm am Wochenende hat aus Sicht des Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, Thomas Marwein, ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr hinnehmbar ist. «Es geht so nicht weiter.»

Die drastische Verschärfung der Lage führt Marwein zum einen auf deutlich gestiegene Zulassungszahlen bei den Motorrädern in den letzten Jahren zurück, zum anderen auf immer lautere Maschinen. Verstärkt werde das Problem durch die Fahrweise einzelner und dadurch, dass viele im Pulk dort unterwegs sind, wo andere sich ausruhen wollen. Der Lärmschutzbeauftragte forderte die Hersteller auf, leisere Maschinen zu bauen. Er kann sich auch Prämien für E-Motorräder vorstellen.

Wie viele Menschen unter Motorradlärm leiden, zeigt der Zulauf der vor zwei Jahren auf Anstoß des Landes gegründeten «Initiative Motorradlärm»: Was mit gut zwei Dutzend Orten begann, ist heute ein Zusammenschluss von rund 160 Städten, Dörfern und Kreisen. «Sie repräsentieren zwischen 3,5 bis 4 Millionen Bürger», so Marwein.

© dpa-infocom, dpa:210507-99-508154/3