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Mahle-Betriebsrat will Kündigungsausschluss bis 2025

Kundgebung bei Mahle
Mitarbeiter des Autozulieferers Mahle demonstrieren vor dem Werk Stuttgart. Foto: Andreas Rosar/Archivbild Foto: dpanitf3
Der Betriebsrat des Autozulieferers Mahle geht in die Verhandlung für eine Beschäftigungssicherung. Der Zeitpunkt könnte ungünstiger nicht sein.
Öhringen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach dem angekündigten Stellenabbau will der Betriebsrat beim Autozulieferer Mahle betriebsbedingte Kündigungen bis 2025 ausschließen. Das soll Teil der neuen Beschäftigungssicherung sein, die derzeit verhandelt wird, wie aus einem Papier des Gesamtbetriebsrats hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die aktuelle Beschäftigungssicherung läuft noch bis Ende des Jahres.

Die Verhandlungen für eine neue Vereinbarung, die für die gut 13 000 Mitarbeiter in Deutschland gelten soll, sind gerade angelaufen. Sie kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Erst vor wenigen Monaten hatte Mahle angekündigt, bis Ende 2020 an den Stuttgarter Standorten rund 380 von 4300 Stellen zu streichen und das Werk in Öhringen mit rund 240 Beschäftigten ganz zu schließen. Während die Stellen in Stuttgart über Altersteilzeit- und Aufhebungsverträge abgebaut werden sollen, hatte Mahle in Öhringen als letztes Mittel betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen.

Mahle stellt herkömmliche Motorkomponenten wie Kolben, aber auch Filter und Pumpen für den Verbrennungsmotor her. Zunehmend setzt das Unternehmen auch auf Teile für Elektroautos. Weltweit hat Mahle rund 79 600 Mitarbeiter. Eine Firmensprecherin wollte sich zu den aktuellen Verhandlungen nicht äußern.

Vor allem ein schwächelnder Markt in China, sinkende Marktanteile beim Diesel und die weltweiten Handelskonflikte machten Mahle zuletzt zu schaffen. Damit steht der Zulieferer nicht alleine da. Bosch baut weiter Stellen im Dieselbereich ab - der Betriebsrat rechnet dieses Jahr mit bis zu 1000 Arbeitsplätzen. Marquardt, ein Spezialist für Schalt- und Bediensysteme, verlagert Hunderte Arbeitsplätze ins Ausland. Beim Filterspezialisten Mann+Hummel sollen weltweit 1200 Stellen wegfallen. Und der Anlagenbauer Eisenmann aus Böblingen, der unter anderem Lackieranlagen für die Autobranche herstellt, meldete jüngst Insolvenz an.

Mahle hatte schon im März angekündigt, Produktionsstandorte und Stellen weltweit auf den Prüfstand zu stellen. In der Mitteilung im Frühjahr hatte der Konzern explizit darauf hingewiesen, dass die bisherige Vereinbarung nur bis Ende des Jahres gilt. Der Satz habe ihn überrascht, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Uwe Schwarte, damals.

Teil der neuen Vereinbarung soll nun nicht nur ein «tragfähiger Schutz» vor betriebsbedingten Kündigungen sein. Daneben sollen die Inhalte der bisherigen Vereinbarung wie die Vergütung in der Altersteilzeit und Quoten für Ausbildungsplätze und die Übernahme von Lehrlingen weitergeführt werden.

Darüber hinaus will der Betriebsrat sich dafür starkmachen, dass das Unternehmen Geld beiseite legt, um zum einen in die deutschen Standorte zu investieren und zum anderen seine Mitarbeiter weiter zu qualifizieren.

Gesamtbetriebsratschef Schwarte fürchtet, dass die jüngsten Ankündigungen des Unternehmens noch nicht das Ende sind. Schon vor Monaten warnte er vor der möglichen Verlagerung von Stellen ins Ausland. Seit Jahren werde über 350 Beschäftigte in der Filtrationsentwicklung diskutiert, die von Stuttgart nach Rumänien abwandern könnten. Die Entwickler in Deutschland sollen damit frei werden für neue Themen wie die Elektromobilität.

Mahle stellt wie andere Zulieferer schon um und bemüht sich um Aufträge rund ums Elektroauto. Im März hieß es, man habe zahlreiche Serienprojekte gewinnen können.

Mahle Öhringen

Mahle Jahresbilanz 2018