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Nach Bluttest-PR-Kampagne: Personelle Konsequenzen gefordert

Röntgenaufnahme der Brust einer Frau
Die Brust einer Frau ist auf einer Röntgenaufnahme zu sehen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/Archivbild
An der Uni-Klinik Heidelberg rumort es weiter. Nun gibt es auch Unstimmigkeiten bei Führungskräften, wie mit der umstrittenen Vermarktungskampagne zur Krebsfrüherkennung weiter umgegangen werden soll.
Heidelberg.

Heidelberg (dpa/lsw) - Nach einer umstrittenen PR-Kampagne zu einem möglichen Bluttest auf Brustkrebs gibt es nun Forderungen nach personellen Konsequenzen gegen drei Vorstände des Universitätsklinikums Heidelberg. In einer von einem Ärztlichen Direktor an rund 100 Empfänger verschickten E-Mail an Führungskräfte werden der Dekan der Medizinischen Fakultät, die Leitende Ärztliche Direktorin und die Kaufmännische Direktorin zum Rückzug aufgefordert. Ihnen wird vorgeworfen, die Kampagne mitgetragen zu haben.

In Klinikum-Kreisen wurde der Vorgang am Donnerstag als Intrige bewertet. Zugleich wird darauf verwiesen, dass sich zahlreiche der angeschriebenen Wissenschaftler gegen einen Rücktritt des Trios ausgesprochen haben. Über den Vorgang hatten zuvor die «Rhein-Neckar-Zeitung» und «faz.net» berichtet.

In der Affäre um den nicht marktfähigen Bluttest ermittelt inzwischen auch die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Mannheim. Laut einem früheren Bericht der «Rhein-Neckar-Zeitung» soll unter anderem der Verdacht auf Kursmanipulation und Insiderhandel mit Aktien der Hintergrund der Ermittlungen sein.

Das Unternehmen Heiscreen, eine Ausgründung des Universitätsklinikums Heidelberg, und die Uni-Klinik selbst hatten am 21. Februar den neuen Test vorgestellt. In einer Pressemitteilung war von «einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik» die Rede, eine Markteinführung sei «noch in diesem Jahr geplant». An dem Vorgehen gab es deutliche Kritik: Es sei zu früh gewesen, um seriöse Aussagen über den Test zu machen, hieß es unter anderem. Es würden Frauen Hoffnungen gemacht, die möglicherweise nicht zu halten seien.

Eine Sprecherin von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte in Stuttgart: «Wir wollen Klarheit über die Vorgänge haben.» Die Agenda stehe deshalb: Erst müssten die Fakten aufgearbeitet und der Sachverhalt geklärt werden. Dann könne beurteilt werden, welche Konsequenzen zu ziehen seien. «An der Klärung müssen alle mitarbeiten. Die vom Aufsichtsrat eingesetzte unabhängige Kommission nimmt jetzt schnell ihre Arbeit auf. Der Vorstand hat ebenfalls die Aufgabe, die Aufklärung voranzutreiben.»

Der FDP-Politiker Nico Weinmann sagte mit Blick auf das Wissenschaftsministerium: «Die Frage, wer hierfür die Verantwortung zu tragen hat, müssen sich neben der bereits ermittelnden Staatsanwaltschaft nicht nur die Klinik- und Universitätsleitung, sondern auch das Wissenschaftsministerium stellen, das die Rechtsaufsicht über das Klinikum hat und mit einem Vertreter im Aufsichtsrat der Klinik vertreten ist.» Die CDU-Politikerin Marion Gentges, die Mitglied im Wissenschaftsausschuss ist, erklärte in der «Rhein-Neckar-Zeitung», mit ihrem Vorgehen durch die verfrühte PR-Aktion habe die Uniklinik ihrer wissenschaftlichen Reputation erheblich geschadet. «Das Ganze wäre weniger merkwürdig, wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse bereits veröffentlicht und der Test marktfähig gewesen wäre.»