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Nach Corona-Krise: Lehrer fordern von Regierung mehr Geld

Monika Stein
Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Baden-Württemberg. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Von «Generation Corona» ist schon die Rede: Gemeint sind Kinder und Jugendliche, die monatelang nicht oder kaum in die Schule gehen. Mit allen Folgen für Schulerfolg und Psyche. Wie kann man das heilen?
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Um die Folgen der Corona-Krise für Kinder und Jugendliche abzumildern, muss die künftige Landesregierung aus Sicht der Lehrerverbände deutlich mehr Geld in die Schulen investieren.

Der Philologenverband verlangte am Donnerstag vier zusätzliche Wochenstunden in allen weiterführenden Schulen über drei Jahre hinweg, um die Lernlücken aufzufüllen. «Die geplanten Lernbrücken in den Ferien reichen nicht, um die Defizite auszugleichen», sagte Ralf Scholl, Landeschef des Verbands der Gymnasiallehrer, am Donnerstag der dpa in Stuttgart. Für eine solche Umstellung wären nach Scholls Berechnung allein etwa 100 zusätzliche volle Stellen für Lehrerinnen und Lehrer in den Gymnasien notwendig.

Die Bildungsgewerkschaft GEW erklärte, eine der ersten Maßnahmen der neuen Regierung müsse ein Nachtragshaushalt sein, der allen Schulen mehr Personal für das neue Schuljahr garantiere. «Die neue Landesregierung darf nicht zulassen, dass eine Corona-Generation entsteht», teilte GEW-Landeschefin Monika Stein mit. «Das geht nur, wenn die Schuldenbremse weiter aufgehoben und in zusätzliche Stellen für Lehrkräfte, mehr Personal für pädagogische Profis in allen Bildungseinrichtungen, neue Studienplätze und eine Entlastung der Leitungs-Teams in Kitas und Schulen investiert wird.»

Der Landeschef des Philologenverbands erklärte, um die Lerndefizite der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium aufzuholen, wäre der «eleganteste Weg» vom kommenden Schuljahr von G8 wieder auf G9 umzustellen. So würde man ein «Corona-Aufholjahr» gewinnen. «In G8 sind zusätzliche Stunden zum Ausgleich der Lerndefizite zeitlich nicht unterzubringen.» Er verwies auf eine Online-Petition vom «Bündnis G9 jetzt», die innerhalb von zwei Wochen über 12 500 Menschen unterstützt hätten. Für Schülerinnen und Schüler in Haupt- und Realschulen würden vier Stunden mehr in der Woche wohl einen Nachmittag mehr bedeuten.

Der Verbandschef forderte die Grünen um Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie die anderen Parteien auf, diese Forderung bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen zu berücksichtigen. «Die Politik muss diesen berechtigten Wunsch vieler Schüler, Eltern und Lehrkräfte am Gymnasium endlich ernst nehmen und umsetzen. Schon vor Corona seien die Schwächen des achtjährigen Gymnasiums offensichtlich gewesen. «Stichworte sind hier die enorme Belastung vieler Schüler sowie die teilweise mangelhafte Studienreife von Abiturienten.» Die große Mehrheit der über 370 Gymnasien im Land führe ihre Schülerinnen und Schüler in acht Jahren zum Abitur. Es gibt aber 43 Modellschulen im Land, die auch das G9 anbieten.

GEW-Landeschefin Stein sagte allerdings: «Es geht nicht nur um Lerndefizite. Kinder und Jugendlichen leiden besonders unter der Pandemie. Deshalb sind auch neue Stellen in der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie eine wichtige Unterstützung für die Schulen.»

© dpa-infocom, dpa:210325-99-965725/4

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