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Nachfrage bereits vor der Freigabe von Terminen sehr hoch

Impfung
Eine Impfung wird vorbereitet. Foto: Ralf Hirschberger/zb/dpa/Illustration
Ob Pforzheim, Karlsruhe oder Freiburg: Bei öffentlichen Impftagen hatte es zuletzt einen regelrechten Run gegeben. Die Warteschlangen zeigen, wie sehr sich die Menschen nach einem Corona-Schutz sehnen. Von Montag an gibt es weitere Chancen auf das Vakzin - theoretisch.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Vor dem Start der offenen Impfkampagne bei den Hausärzten ist das Interesse an Terminen für die von vielen ersehnte Spritze nach Ansicht des Landesverbands der Mediziner zwar bereits sehr groß. «Die Leute sind pandemiemüde, sie wollen diesen nächsten Schritt», teilte er am Mittwoch auf Anfrage mit. Allerdings stehe nach wie vor bei den meisten Ärzten nicht genug Impfstoff zur Verfügung. Komme dieser in die Praxen, erwarte er «einen großen Schritt in Sachen Impfung», sagte Berthold Dietsche, der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Baden Württemberg, am Mittwoch der dpa.

Vom kommenden Montag soll die Impfstoff-Priorisierung bei niedergelassenen Ärzten in Baden-Württemberg für alle Impfstoffe aufgehoben werden. Das hat das Sozialministerium am Mittwoch bestätigt. Ärzte können dann nach eigenem Ermessen entscheiden, welche Patienten besonders dringend mit einem Corona-Vakzin geimpft werden müssen. Sie müssen sich nicht mehr an die vom Land vorgegebene Reihenfolge halten. Auch Bayern hat bereits angekündigt, diesen Schritt zu gehen.

«Die Hausärztinnen und -ärzte können am besten einschätzen, welcher ihrer Patienten zum Beispiel wegen Vorerkrankungen oder betreuender Familienangehöriger eine Impfung nötig hat», sagte Dietsche. Viele Praxen hätten Wartelisten für ihre Patienten, die jetzt ohne Rücksicht auf die Priorisierung abgearbeitet würden.

Das Problem werde letztlich aber nicht die Frage sein, ob Astrazeneca oder Biontech in die Spritzen aufgezogen werde, sagte Verbandssprecher Manfred King. «Es muss erstmal genug Impfstoff da sein. Aber in der Regel haben die Hausärzte bislang nicht das bekommen, was sie erwartet haben.» Landessozialminister Manne Lucha (Grüne) hatte den Bund wiederholt aufgefordert, mehr Impfdosen zur Verfügung zu stellen. Der Hausärzteverband hatte sich dem angeschlossen. Er vertritt nach eigenen Angaben rund 4100 Mediziner.

Erst vor wenigen Tagen hatte auch die Kassenärztliche Vereinigung die Patienten weiter um Geduld gebeten. «Die Aufhebung der Impfpriorisierung führt nicht dazu, dass jetzt auch alle schnell geimpft werden. Dadurch stehen nicht mehr Impfstoff und auch nicht mehr Termine zur Verfügung», hatte ein Sprecher gesagt.

In Baden-Württemberg sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts bisher 32,6 Prozent der Bevölkerung einmal gegen das Virus geimpft worden. Eine zweite Schutzimpfung, die bei den meisten Wirkstoffen nötig ist, haben 9,2 Prozent erhalten; sie gelten damit als vollständig geimpft (Stand 11. Mai, 11.00 Uhr).

Allerdings gibt es gegen das Präparat Astrazeneca des britisch-schwedischen Pharmakonzerns teils auch erhebliche Vorbehalte. Es wird nach dem Auftreten von Blutgerinnseln im Gehirn bei jüngeren Geimpften nur noch für über 60-Jährige empfohlen. Viele Jüngere würden sich aber gern damit impfen lassen, sie waren bislang in der Impfreihenfolge aber noch nicht dran.

© dpa-infocom, dpa:210512-99-568667/3