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Noch 23 Verfahren gegen ehemalige KZ-Wachleute offen

Buchenwald
Kleine Steine im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf einem Gedenkstein. Foto: Martin Schutt/zb/dpa/Archivbild
Ludwigsburg/Hamburg (dpa) - Wegen Verbrechen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern führen die deutschen Staatsanwaltschaften noch 23 Ermittlungsverfahren. Offen seien zwölf Verfahren zu Sachsenhausen, sechs zu Buchenwald, jeweils zwei zu Stutthof und Mauthausen sowie ein Verfahren zu Ravensbrück, sagte der stellvertretende Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, Thomas Will, der «Welt». Am Donnerstag beginnt vor dem Landgericht Hamburg ein Prozess gegen einen ehemaligen Wachmann im KZ Stutthof bei Danzig. Dem 93-Jährigen wird Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen.
Ludwigsburg.

«Wir wollen noch möglichst viele Täter ermitteln», sagte Will. Die Verfolgung von Mord sei zwingend vorgeschrieben. Eine Altersgrenze für die Ermittlungen gebe es nicht. «Wenn wir jetzt einen konkreten Hinweis auf einen heute noch lebenden über 100-Jährigen bekommen würden, werden wir auch gegen ihn Vorermittlungen führen», sagte er.

Im September hatte der NDR von 29 laufenden Verfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher berichtet. Dabei gehe es um ehemalige KZ-Wachmannschaften, aber auch um Massaker von SS-Einheiten in Frankreich und durch Mitglieder von «Sicherheitspolizei» und «Sicherheitsdienst» in der Ukraine, hieß es.

Bei den von ihm genannten 23 Verfahren gehe es ausschließlich um Fälle, die die Staatsanwaltschaften weder eingestellt noch zur Anklage gebracht hätten, erklärte Will der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Hinzu kämen sechs weitere Verfahren, von denen drei ebenfalls KZ-Wachleute beträfen. Darunter sei der Fall des Hamburger Angeklagten. Ein weiteres Verfahren gegen ein früheres Mitglied des Wachpersonals von Stutthof liege dem Landgericht Wuppertal vor. Ein dritter Fall sei vom Landgericht Berlin nicht eröffnet worden. Die drei verbleibenden Verfahren hätten Taten in Frankreich und der Ukraine sowie Italien zum Gegenstand.

"Welt"-Interview

NDR-Mitteilung vom 24.9.19