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Protest gegen «drohende Zerstörung» des Hölderlinhauses

Hölderlinhaus in Nürtingen
Eine Frau geht auf das Hölderlinhaus zu. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Nürtingen (dpa/lsw) - Um das Elternhaus des schwäbischen Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) in Nürtingen nahe Stuttgart ist ein Streit entbrannt. Der Verein Hölderlin-Nürtingen wehrt sich gegen Pläne der Stadt, das Gebäude zu entkernen. «Wir betrachten das als drohende Zerstörung eines Kulturdenkmals», sagte Vorstand Ingrid Dolde am Donnerstag. Der Verein habe deshalb Aufsichtsbeschwerde beim Wirtschaftsministerium als oberste Denkmalschutzbehörde eingereicht.
Nürtingen.

Nach der Entkernung bleibe nichts mehr übrig von den jetzt noch erlebbaren Raum- und Lichteindrücken des originalen barocken Gebäudes aus dem Jahr 1751, so Dolde. Nach Angaben der Stadt erfüllt das Hölderlinhaus nicht die Kriterien eines Kulturdenkmals. Das Haus sei im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut worden, so ein Sprecher. Der Originalcharakter sei nicht mehr erkennbar. «Bedenken bezüglich eines Identitätsverlustes gibt es nicht.»

Die Stadt habe in den vergangenen Jahren mehrfach beim Landesamt für Denkmalpflege nachgefragt, ob das Gebäude den Status eines Kulturdenkmals erhalten könne, sagte Bürgermeister Otmar Heirich (SPD). «2016 wurde uns zuletzt bestätigt, dass das Hölderlinhaus die Kriterien nicht erfüllt.» Der Verein Hölderlin-Nürtingen fordert eine neue wissenschaftliche Beurteilung der gesamten Bausubstanz.

Der schwäbische Dichter Hölderlin hatte seine Kindheit und Jugend in Nürtingen verbracht und dort unter anderem an seinem Roman «Hyperion» geschrieben. Die Stadt möchte seine ehemalige Wohnstätte innen und außen modernisieren. Das Haus soll nach Angaben der Stadtverwaltung Teil eines neuen Bildungszentrums werden. Geplant ist die Entkernung für das kommende Jahr, in dem sich zugleich der Geburtstag des Dichters zum 250. Mal jährt.

Hölderlin-Nürtingen