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Prozess gegen Mesale Tolu in Türkei auf Mai vertagt

Mesale Tolu
Mesale Tolu. Foto: Sebastian Gollnow/Archiv
Istanbul/Ulm (dpa/lsw) - In der Türkei ist der Prozess gegen die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu wegen Terrorvorwürfen auf den 23. Mai vertagt worden. Das gab der Richter am Donnerstag in Istanbul bekannt. Dann soll nach Angaben von Tolus Anwältin Kader Tonc ein «geheimer», also anonymer, Zeuge vernommen werden - unkenntlich gemacht und per Videoschalte.
Istanbul.

Tolu war diesmal nicht anwesend. Im Sommer hatte sie nach Monaten der U-Haft und Ausreisesperre nach Deutschland ausreisen dürfen, war aber danach für einen Gerichtstermin im Oktober wieder nach Istanbul gekommen. Ihr Vater sagte der Deutschen Presse-Agentur vor dem Termin, seine Tochter schreibe an einem Buch.

Tolus Ehemann Suat Corlu, der im selben Prozess angeklagt ist, war im Saal, obwohl im Oktober auch seine Ausreisesperre aufgehoben worden war. Mit seinem freiwilligen Erscheinen wolle er dem Gericht zeigen, dass auch gegen die anderen Mitangeklagten die Ausreisesperren aufgehoben werden könnten, sagte Corlu der Deutschen Presse-Agentur.

Die Staatsanwaltschaft wirft Tolu, ihrem Ehemann und einer Gruppe weiterer Angeklagter Mitgliedschaft in der linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei MLKP vor. Die gilt in der Türkei als Terrororganisation. Dafür könnte das Gericht eine Strafe von bis zu 20 Jahren verhängen.

Das Konsulat in Istanbul hatte eine Beobachterin im Saal. Auch die Grünen-Abgeordnete Margit Stumpp war für die Prozessbeobachtung angereist. «Wie schon der letzte Prozesstag im Oktober hatte auch der heutige wenig mit einem rechtsstaatlichen Verfahren zu tun», kritisierte Stumpp in einer Stellungnahme für Medien. Es sei offensichtlich, dass die Staatsanwaltschaft kein Interesse habe, den Prozess zu einem Ende zu führen. Stichhaltige Beweise gebe es nicht.