1. Startseite
  2. Überregionales
  3. Stuttgart & Südwest
Logo

Rektorin schließt Grundschule: «Spitze des Eisbergs»

Rektorin schließt Grundschule wegen Sicherheitsbedenken
An der Pforte einer Grundschule im südbadischen Lörrach hängt ein Zettel. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
Erst ein herabgefallener Dachziegel, dann ein Schwelbrand. Danach sieht sich die Rektorin einer Lörracher Grundschule zum Handeln gezwungen und schließt die Schule. Stadt und Schulamt sehen das kritisch. Der Fall steht beispielhaft für den Zustand der Schulen.
Lörrach.

Lörrach (dpa/lsw) - Irgendwann wurde es ihr zu riskant: Eine Rektorin im südbadischen Lörrach hat wegen Sicherheitsbedenken ihre Grundschule geschlossen. Am Donnerstag habe dort kein Unterricht stattgefunden, sagte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg. Die Schulleiterin habe in einer Mitteilung an die Eltern angekündigt, die Schule zu schließen. Das sei nicht mit der Stadt oder dem Schulamt abgesprochen gewesen.

«Wir wissen schon lange, dass es an der Schule viele Baustellen gibt», sagte Katrin Yüksel. Sie ist Vorsitzende des Elternbeirats und hält die Entscheidung der Rektorin für richtig. In der vergangenen Woche habe etwa eine Deckenlampe einen Schwelbrand ausgelöst. Bereits zuvor sei ein Dachziegel auf den Schulhof gefallen. Eine Sanierung des Gebäudes sei dringend nötig. 

Die Stadtverwaltung teilte mit, dass die Schule in regelmäßigen Abständen überprüft werde. So sei etwa im August 2018 die Elektrik begutachtet worden. Dies sei alle vier Jahre vorgeschrieben. Ein Dachdecker untersuche zudem alle drei Monate das Schuldach auf Schäden. So soll größtmögliche Sicherheit gewährleistet werden. 

Der Schulbetrieb soll den Angaben zufolge so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden. Zuvor müsse aber ein Gutachten abgewartet werden. Die Schule bleibe zunächst auch am Freitag geschlossen. Die 320 Schüler werden demnach in einem anderen Gebäude betreut. Zuerst hatte die «Badische Zeitung» berichtet.

Schulleiter müssen dem Regierungspräsidium zufolge bei einer Gefahr für Leib und Leben der Schüler oder der Lehrer handeln. Die Lage in Lörrach rechtfertige ein solches Handeln nach ersten Einschätzungen aber nicht. Eine vorherige Abstimmung mit dem Schulträger und der Schulaufsicht wäre nach Ansicht der Regierungsbehörde der bessere Weg gewesen. Vergleichbare Fälle seien nicht bekannt.

Die Schule in Lörrach ist nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aber kein Einzelfall. «Das ist nur die Spitze des Eisbergs», sagte GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider. Viele Schulen seien in den 1970-Jahren gebaut worden und heute dringend sanierungsbedürftig. Sie klagen demnach etwa über schlecht schließende Fenster, nicht funktionierende Toiletten oder Schimmel.

Nach Angaben des Kultusministeriums konnte der Sanierungsstau aber um ein gutes Stück abgebaut werden. In den vergangenen Jahren seien über zwei Milliarden Euro in die Sanierung der Schulen in Baden-Württemberg investiert worden, sagte Sprecherin Christine Sattler. Das Geld stammt demnach aus dem Sanierungsfonds des Landes und einem Bundesprogramm. Außerdem müssen die Kommunen einen Beitrag leisten.

Der Bedarf ist laut Sattler aber weiterhin hoch. Deshalb habe sich das Ministerium dafür eingesetzt, die Förderung im Doppelhaushalt 2020/21 zu verankern. Dem Etatentwurf zufolge sollen pro Jahr 100 Millionen Euro für die Sanierung von Schulen zur Verfügung stehen. 

Webseite Fridolinschule