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Schopper redet Erwachsenen ins Gewissen: Schulchöre möglich

Corona und Schulen
Ein Mund-Nasen-Schutz liegt auf dem Tisch einer Schülerin. Foto: Uli Deck/dpa/Symbolbild
«Mit aller Macht» will die Kultusministerin erneute Schulschließungen verhindern. Im neuen Schuljahr soll mehr erlaubt sein. Doch Delta hängt wie ein Damoklesschwert über den Klassenzimmern.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Wenige Tage vor Beginn der Sommerferien hat Kultusministerin Theresa Schopper an alle Erwachsenen appelliert, sich im Sinne der Kinder schnell impfen zu lassen. «Es kann nicht sein, dass einerseits Erwachsene Party feiern dürfen und andererseits die nicht impfbaren Kinder die Leidtragenden sind», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Landtag in Stuttgart. «Daher müssen wir alle zum Impfen gehen, und alle müssen dabei mitmachen.» Das sei der Schlüssel, damit die Deltavariante des Coronavirus nicht grassiere und alle Schulen im kommenden Schuljahr offenbleiben können. Die Opposition hielt ihr vor, viel zu wenig dafür zu tun.

Schopper verschickte ein Schreiben an die Schulen, um über die Bedingungen des kommenden Schuljahrs zu informieren. So sollen Zusatzangebote wie Chöre und Theater-AG grundsätzlich wieder zugelassen werden. Angebote über Klassen, Jahrgänge und Schulen hinweg seien dann wieder möglich - sowohl im regulären Unterricht als auch außerhalb. Klassenfahrten im Inland sind wieder möglich, Reisen und Schüleraustausch ins Ausland bleiben untersagt. Bei Fahrten müssten die Lehrkräfte auf Stornierungsmöglichkeiten achten, weil das Land im Fall einer Absage keine Kosten übernehmen könne.

Die Sommerferien beginnen dieses Jahr am 29. Juli und enden am 11. September. In dem Brief schreibt die Ministerin: «Erfreulicherweise hat sich das Infektionsgeschehen in den vergangenen Wochen so entwickelt, dass wir zum heutigen Zeitpunkt für das Schuljahr 2021/2022 von einem Unterrichtsbetrieb in Präsenz ausgehen.» Wegen der Reiserückkehrer könne jedoch «nicht vorausgesagt werden, ob und wie sich neue Varianten des Coronavirus ausbreiten». Zumindest in den ersten zwei Wochen nach den Ferien müssen alle in der Schule wieder Maske tragen. Zudem gehen die Tests bis zu den Herbstferien weiter.

Im Landtag zeigte sich Schopper im Gegensatz zur Opposition überzeugt, dass man bei den Vorbereitungen fürs kommende Schuljahr gut liege. Sie sei mit ihren Informationen extra ans Schuljahresende gegangen, um zu sehen: «Was können wir vertreten? Denn wir wollen nicht im Blindflug vorgehen.» Es werde beim Schulanfang besonders Wert gelegt, darauf zu schauen, wie es den Schülerinnen und Schülern gehe. «Es geht nicht nur darum, mit einem Nürnberger Trichter entsprechend Rückstände aufzuholen, sondern auch darum, genau zu schauen, wo die emotionalen Defizite sind.» Zudem müsse es eine «Phase des Ankommens» geben mit Ausflügen oder Wandertagen.

In den ersten Schulwochen sollen die Lehrkräfte den individuellen Lernstand erheben, damit präzise gefördert werden kann. Das Institut für Bildungsanalysen stelle Material für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch zur Verfügung. Zudem soll ein auf zwei Jahre angelegtes Förderprogramm starten. Dafür suche man noch Personal, etwa pensionierte Lehrer oder Lehrkräfte ohne Vertrag.

«Das ist zu wenig», beklagte der SPD-Schulexperte Stefan Fulst-Blei. Außer dem Namen «Rückenwind» sei über das Programm so gut wie nichts bekannt. Das Förderprogramm der grün-schwarzen Koalition in Höhe von 70 Millionen Euro für Luftfilter für Schulen und Kitas reiche bei weitem nicht aus. Alle Klassenzimmer müssten ausgerüstet werden. Es könne auch nicht angehen, dass das Land in dieser Krise keine neue Lehrkräfte und pädagogischen Assistenten anstelle. «Sie gefährden damit sehenden Auges die Zukunft der Kinder in unserem Land.»

Zu allem Überfluss komme Baden-Württemberg bei der Entwicklung einer Bildungsplattform nicht vom Fleck, monierte Fulst-Blei. Zuvor hatte das Ministerium nach Kritik von Datenschützern und Bildungsverbänden entschieden, auf den Einsatz des Softwarepakets Microsoft Office 365 bei der digitalen Plattform zu verzichten. Allerdings sollen Schulen, die bisher schon Microsoft nutzen, die Software weiter verwenden dürfen, bis eine Gesamtlösung zur Verfügung steht. Das dürfte nun allerdings noch über ein Jahr länger dauern.

© dpa-infocom, dpa:210722-99-476688/4

Infos des Ministeriums zum Schuljahr 2021/2022