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Seilbahn, Roller, Shuttle: Ideen für Unis ausgezeichnet

Manfred Wacker auf einem E-Scooter
Manfred Wacker von der Uni Stuttgart auf einem Prototyp eines autonom fahrenden E-Scooters. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild
Wie kann man als Studentin oder als Mitarbeiter möglichst klimafreundlich den Hochschulcampus erreichen? Elf Hochschulen haben nach Antworten gesucht, fünf von ihnen sind nun für ihre Ideen ausgezeichnet worden.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Mit der Seilbahn zur Vorlesung? Oder doch lieber mit dem bestellten Roller, der da grad wie von Geisterhand alleine auf mich zufährt? Das Auto stelle ich aber vorher noch ab im neuen Parkhaus. Über das weite Solardach des Gebäudes kann es sich in der Zwischenzeit aufladen.

So oder vielleicht auch ein bisschen anders könnte es aussehen, wenn Studierende oder Mitarbeiter künftig auf ihrem Campus von einem Ort zum anderen kommen wollen. Für ihre Konzepte zu klimafreundlichen Campussen sind am Dienstag fünf von elf Hochschulen ausgezeichnet worden. Sie könnten Schrittmacher für die Städte sein, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bei der Preisverleihung in Stuttgart laut einem vorab verbreiteten Text.

Mit ihren bereits weit gediehenen und ehrgeizigen Plänen hat vor allem die Uni Stuttgart die Jury überzeugt und 300 000 Euro Preisgeld gewonnen. Einen «völlig autofreien Campus» wolle die Hochschule in Vaihingen anstreben, kündigte Rektor Wolfram Ressel an - unter dem Titel «Mobility Living Lab» hat die Universität wichtige erste Schritte bereits getan. Geplant ist ein zentrales Parkhaus am Rande des Campus über der Bundesstraße 14, dessen Solaranlage auf dem Dach den Strom für geparkte Autos, Shuttlebusse und Elektroroller produziert. Außerdem sollen ein Fahrradverleihsystem, eine Flotte autonom fahrender E-Scooter und ein Campus-Shuttle angeboten werden.

Die Universität Hohenheim teilt sich in unterschiedlichen Anteilen ein Preisgeld von 500 000 Euro mit der Hochschule Biberach, der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) in Stuttgart und der Hochschule für Technik Stuttgart. Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung war unter anderem ein praktikables Konzept mit innovativen Vorschlägen, die möglichst auch übertragbar sind außerhalb des Campus.

Während die einen bei ihren Ideen aufs Fahrrad setzen und andere auf Elektroshuttles, hatte die Hochschule Pforzheim eine Seilbahn vorgeschlagen. Als «eine ungewöhnliche Vision, aber nach unseren bisherigen Studien nicht abwegig», hatte Projektleiter Jörg Woidasky diese Idee bei der Präsentation beschrieben. In einem weiteren Konzept hat Biberach die Lebensstile seiner Hochschüler analysiert. Herausgekommen ist ein Mix aus E-Roller-Flotte, Mitfahrbänken und studentischem Wohnen.

An der DHBW sind zwei Radparkhäuser samt Leihstation und Duschen sowie 22 Mini-Wohnmodule für 44 Studierende, sogenannte Tiny Houses, in der Planung. Außerdem werden in Hohenheim unter anderem Fahrradstellplätze, Duschen für Rad-Pendler, eine Pedelec-Testflotte und Leihfahrräder angeboten. «Unsere bisherige Erfahrung bestätigt dabei: Selbst vermeintlich kleine Maßnahmen sind oft mit unerwarteten Hürden verbunden», sagte der Hohenheimer Uni-Rektor Stephan Dabbert. «Zugleich sehen wir aber auch, dass sich ein langer Atem bezahlt macht und eine Vielzahl kleiner Schritte bereits eine spürbare Wirkung entfaltet.»

«Ein Campus ist wie eine Stadt im Kleinen und deshalb ideal geeignet, um innovative Konzepte in der Praxis zu erproben», sagte Wissenschaftsministerin Bauer im Vorfeld der Preisverleihung. Mit den Studierendenzahlen und der wissenschaftlichen Dynamik wüchsen zudem Flächenbedarf und Verkehrsaufkommen. «Deshalb sind intelligente, ökologische Mobilitätslösungen für die wachsenden Campus-Areale gefragt», sagte Bauer.

Stuttgarts Uni-Rektor Ressel kündigte nach der Preisvergabe an, die Hochschule werde das Konzept weiter entwickeln und den Campus Vaihingen als Testfeld zur Emissionsfreiheit ausbauen. «Wir wollen neue Formen der Verkehrserschließung kombinieren mit neuartigen Verkehrsmitteln und elektrischen Antriebssystemen», sagte Ressel der dpa. Außerdem wolle man erfahren, wie Energie am besten gespeichert und verteilt werden kann. «Dann kann ein Campus auch zum Vorreiter für eine Stadt werden.»

Vaihinger Beitrag zum Ideenwettbewerb

Konzept Pforzheim